Es muss nicht immer Stuttgart 21 sein, auch andernorts sich in Stuttgart die Baukräne. Vor allem ein kurzer Abschnitt der B 14 fällt durch eine hohe Baustellendichte auf. Ein Bummel von Bauloch zu Bauloch.

Stuttgart - Die Konrad-Adenauer-Straße, jener kurze B-14-Abschnitt zwischen Charlottenplatz und Gebhard-Müller-Platz, ist schon immer ein Tummelplatz der Visionäre und gedanklichen Stadtbaumeister gewesen. An kühnen Ideen und eingängigen Slogans hat es keinen Mangel gegeben. Oben sollte sich der Straßenzug zur Kulturmeile mausern, der Verkehr weitgehend in den Untergrund verbannt werden. Gereicht hat es bis dato aber nur zu einer Verlängerung der Straßenunterführung am Charlottenplatz.

 

Derzeit dürfte aber auf dem gut einen Kilometer langen Abschnitt zwischen dem Seitenflügel des Dorotheenquartiers an der Holzstraße bis zum Wulle-Steg am Neubau des Innenministeriums die Baggerdichte ähnlich hoch sein wie auf den Stuttgart-21-Baustellen im Stadtgebiet. Wenige Meter von der Baustelle des Dorotheenquartiers entfernt verwandeln derzeit Bauarbeiter das Wilhelmspalais ins neue Stadtmuseum. Wenige Schritte weiter gähnt ein respekteinflößendes Loch am Straßenrand: Dort soll dereinst der Erweiterungsbau der Württembergischen Landesbibliothek stehen. Gegenüber dieser Baugrube wird der Landtag auf Vordermann gebracht.

Kritik an der regen Bautätigkeit

Gleichzeitig entsteht in einem Teil des angrenzenden Akademiegartens das Besucherzentrum. Viel zu sehen gibt es für Kiebitze nicht. Eine übermannshohe Bretterwand schirmt die Baustelle vor allzu neugierigen Blicken ab. Der Gebhard-Müller-Platz ist von Baustellen geradezu eingekreist. Neben dem Wagenburgtunnel arbeitet sich die Bahn in die Erde unterm Kernerviertel. Die Schillerstraße wird im April in den Mittleren Schlossgarten gelegt, um dort Platz für eine Baugrube zu machen, in der die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) einen Stadtbahntunnel neu baut – der bisherige ist dem Durchgangsbahnhof von Stuttgart 21 im Weg. Zwischen Innenministerium auf der einen und dem Komplex des Le-Méridien-Hotels auf der anderen Seite klafft die nächste Lücke. Dort graben sich die SSB zum Neubau der Haltestelle Staatsgalerie vor – dafür wird auch am Planetarium gebaggert.

Die rege Bautätigkeit wird zum Teil kritisch beäugt. Die einen bemängeln die Behinderungen, die sich für den Verkehr dadurch ergeben, die anderen hängen dem alten Stadtbild nach, das derzeit einem beispiellosen Wandel unterworfen ist. Und die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, die Hüterin der reinen Luft im Land, kommt zu dem Ergebnis, die Bauerei hinterlasse auch Spuren in den Messergebnissen. Der Baustellenverkehr, aber auch der aufgewirbelte Dreck, sei verantwortlich für 14 der 64 im Jahr 2014 registrierten Tage, an denen die Luft an der Messstelle Neckartor zu dick gewesen ist.