Die Jagd auf Delfine habe in den letzten Jahren weiter zugenommen, sagen Tierschützer. Die Tötung der Tiere treibt einige Populationen demnach an den Rand der Ausrottung.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Mehr als 100 000 Delfine, Schweinswale und Kleinwale werden nach Schätzungen von Tierschützern weltweit pro Jahr getötet. Zu vermuten seien noch weitaus höhere Zahlen, die Dimension lasse sich aber nicht genau abschätzen, hat Sandra Altherr, Biologin und wissenschaftliche Leiterin bei der Tierschutzorganisation Pro Wildlife, mitgeteilt. Pro Wildlife hat gemeinsam mit der Whale and Dolphin Conservation (WDC) eine neue Analyse zum Delfinfang ausgearbeitet.

 

Der Bericht „Small Cetaceans – Even Bigger Problems“ wertet 250 Studien und andere Quellen aus. Demnach hat sich die Situation für Delfine und kleine Wale in den letzten Jahren nochmals verschlimmert. Die Jagd auf die Tiere treibe einige Populationen an den Rand des Aussterbens, teilen die Tierschutzorganisationen mit. Die Ausbeutung von Delfinen und Kleinwalen habe in den letzten Jahren weiter zugenommen.

Zerstückelte Delfine als Köder verwendet

Ein Amazonas-Flussdelfin wird als Köder für Fische verwendet. Foto: Pro Wildlife/Veronica Iritate/dpa

Dafür nennt der Bericht verschiedene Gründe: Zum einen ersetzen Delfine in bestimmten ärmeren Regionen fehlenden Fisch als Mahlzeit. Zum anderen werden Delfine vor allem in kommerziellen Fischereien vermehrt als Fischköder verwendet. Die zerstückelten Kadaver sollen Haie und Welse anlocken, wie es heißt. Früher seien dafür vor allem Delfine verwendet worden, die als Beifang in Fischernetzen gefangen wurden.

„Für diese Praxis hat sich in den letzten Jahren zunehmend eine gezielte Bejagung entwickelt“, sagt Nicola Hodgins, Delfinexpertin der WDC, mit. In Peru werden den Angaben zufolge so jährlich etwa 15 000 Delfine und kleine Wale getötet, in Ghana fast 10 000.

Überfischung der Meere

Fischer töten die Tiere, um angebliche „Konkurrenten“ um die schwindenden Fischbestände auszuschalten. Foto: Imago/Cavan Images
Die illegale Jagd auf Delfine nimmt für die Meeressäuger existenzbedrohende Ausmaße an. Foto: Imago/Cavan Images
Majestätische Meerestiere Foto: Imago/Cavan Images

Ein weiterer Grund für die zunehmende Tötung von Delfinen ist die Überfischung der Weltmeere: Fischer töten die Tiere, um angebliche „Konkurrenten“ um die schwindenden Fischbestände auszuschalten. „Angesichts des überfischten Zustands der Meere befürchten wir, dass das Töten von Delfinen sogar noch zunehmen wird“, warnt Altherr.

Auf der Liste der Länder mit den meisten getöteten Delfinen und Kleinwalen stehen neben Peru und Ghana unter anderem Nigeria, Brasilien, Venezuela, Grönland und Taiwan, heißt es weiter. In Regionen wie Indonesien, den Philippinen und den Tristao-Inseln (Guinea) seien Jagd und Verzehr von Delfinen eine eher neuere Praxis.

Die Tierschützer fordern dringend eine weltweite Regulierung der Jagd auf Delfine und Kleinwale. Küstenstaaten werden dazu aufgefordert, ihre nationalen Rechtsvorschriften zu verschärfen und besser durchzusetzen. Zudem müssten internationale Abkommen und Programme dringend Maßnahmen ergreifen, um die illegale Jagd zu beenden und die genehmigte Jagd zu regulieren.