Am 7. April findet wieder der Lebenslauf in der Ditzinger Glemsaue statt. Das Rennen für Mukoviszidosekranke wird 20 Jahre alt. Und es gibt seit Anfang an eine Besonderheit.

Ditzingen - Es ist eine Mischung aus Sportevent, Familienfest und dem Engagement Tausender für andere Menschen. Beim Ditzinger Lebenslauf, 1999 gegründet, wird Joggen oder Walken kombiniert mit dem Geldsammeln für Kranke. Der Mukoviszidoseverein als Veranstalter engagiert sich für Hunderte, die im Land an der tückischen Erbkrankheit leiden. Bezahlt werden zum Beispiel einige Stellen von Ärzten, Schwestern und Physiotherapeuten, sowie in der Forschung. 200 Helfer sind am Sonntag 7. April, in der Glemsaue dabei.

 

Die Frau an der Spitze

Jana Maierhofer hat, nach einigen Jahren als Mitarbeiterin in der Logistik, 2018 die Leitung des Organisationsteams für den Lebenslauf übernommen. Zu tun gibt es genug – die Veranstaltung ist zu einem der großen Benefizläufe im Land geworden. Rund 4000 Läufer nehmen jedes Jahr teil. Strecke, Sicherheit, Verpflegung, Anmeldung, Zelte, Auf- und Abbau, Bühne – das sind nur die wichtigsten Bereiche, die ihre Mitstreiter verantworten. Sie sei langsam in die Aufgaben hineingewachsen, erzählt die 36-Jährige, unterstützt von ihrem Mann. Nun laufen bei ihr alle Fäden zusammen. Es muss alles klappen, bei Sonnenschein oder Sauwetter. Und schon lange vor dem Tag X im April.

Ihre Motivation

Wie bei vielen Mitarbeitern im Mukoviszidoseverein ist ein Motiv von Jana Maierhofer die eigene Betroffenheit. 2009 kam ihr erster Sohn Brijan zur Welt – er hatte von Geburt an Mukoviszidose. „Wir sind jeden Tag mit dem Thema konfrontiert“, sagt seine Mutter – ohne jede Verzagtheit oder Weinerlichkeit. Tabletten nehmen, Schleim abhusten, inhalieren – „das ist bei uns allgegenwärtig“. Und alle zwei Monate gehen sie ins Olgahospital nach Stuttgart.

Der Bub rennt herum

Der Neunjährige hat eine leichte Verlaufsform der Mukoviszidose; Brijan muss jedes Mal, wenn er etwas isst, ein Verdauungsenzym nehmen. Das störe ihn, sagt seine Mutter, „aber er rennt mit den Kumpels auf dem Sportplatz herum wie andere“. Die Familie lasse sich nicht unterkriegen. „Wir nehmen aktiv am öffentlichen Leben teil“ – auch mit dem zweiten Sohn, der gesund am Lebenslauf-Wochenende 2012 zur Welt kam.

Die Mitbegründer

Elke Detzmeier und Manfred Schröder haben den Ditzinger Lebenslauf Ende der neunziger Jahre ins Leben gerufen. Einer der beiden Söhne des einstigen Ehepaars ist Mukopatient, so stießen die Eltern auf das Thema. Beide möchten nach mehr als 20 Jahren kürzertreten. Sie verlassen sich auf ein gutes Team, sind „glücklich, dass Jana und die anderen das weiterführen“ – und machen am Lebenslauf-Tag noch mit.

Viele weitere Helfer

Seit 1999 engagieren sich mehr als 150 Helfer für den Lebenslauf. Sie machen die Veranstaltung möglich und tragen Verantwortung in verschiedensten Funktionen. Einige weitere Altgediente wollen kürzertreten – neue Mitarbeiter sind willkommen.

Die Teilnehmer und das Prinzip

Jeder kann mitlaufen. Viele Firmen, Sportler oder Schulklassen starten als Gruppe. Es gibt keine Startgebühr. Jeder Läufer sucht sich einen Sponsor, der pro Kilometer zum Beispiel fünf Euro spendet. Das Besondere: Die Runden werden gezählt, die Laufzeit spielt keine Rolle.

Der Sportler erzählt

Auch etliche Profi-Läufer schauen beim Lebenslauf gern vorbei. „Es hat was von Fahrtenspiel“, sagt ein Ludwigsburger Triathlet, „dauernde Tempoverschärfungen, wo mal für 50 Meter Platz ist, dann wieder Slalomlaufen an langsamen Familien mit Kindern vorbei.“ Das sei kein schlechtes Training, zumal unversehens abwechslungsreiche Laufkilometer zusammenkämen. Wer freilich Bestzeiten ansteuere, sei fehl am Platz. Dazu sei das Gewusel auf der Strecke zu dicht und führe im Zweifel dazu, dass sich Jogger mit gemütlicher Geschwindigkeit von ehrgeizigen Läufern gestört fühlten. Er komme meist um die Mittagszeit, wenn sich viele Lebenslauf-Absolventen bereits ausgetobt haben und somit gleichmäßigeres Laufen möglich sei. Denn, so der passionierte Sportler, „wo wird man sonst spätestens nach 3,5 Kilometern mit Bananen, Riegeln und Energiegetränken versorgt?“ Da lasse sich leicht ein zwei- bis dreistündiger Dauerlauf bei netten Gesprächen mit anderen Läufern einbauen. „Und manchmal“, sagt der Triathlet, „fühlen sich andere Rundenrenner von meinem Tempo animiert, und wir laufen einige flotte Kilometer zusammen.“ Fahrtenspiel eben.

Die Krankheit

Mukoviszidose, auch Zystische Fibrose (CF) genannt, ist eine vererbbare Stoffwechselerkrankung. Wichtige Organe wie Lunge, Leber und Darm werden durch zähen Schleim verstopft. Die Krankheit tritt von Geburt an auf, ist nicht heilbar und lebensverkürzend. Heute erreichen Patienten ein Alter von 40, 50 oder noch mehr Jahren. Sie brauchen viele Medikamente und täglich Atem- und Physiotherapie.

Die Fakten zum Lauf

Laufzeit ist am 7. April von 8.30 Uhr bis 16 Uhr. Die Stammstrecke in der Glemsaue ist zwei Kilometer lang, die Verlängerung 1,5 Kilometer. Gruppen müssen sich anmelden bis 30. März – und werden gebeten, wenn möglich nach 13 Uhr zu kommen. Zuvor ist die Strecke recht voll. Auf dem Festplatz gibt es ein Unterhaltungsprogramm. Läufer erhalten Obst und Getränke gratis. Mehr Infos: www.ditzinger-lebenslauf.de.