Noch immer gibt es zu wenig Erzieher in den deutschen Kindertagesstätten, hat eine Studie der Bertelsmann-Stiftung ermittelt. Doch der Trend zu einer verbesserten frühkindlichen Bildung ist klar erkennbar – insbesondere in Baden-Württemberg.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Während die Kita-Erzieherinnen noch immer auf eine deutliche Steigerung der Tarifeinkommen hoffen und womöglich im Oktober wieder dafür streiken müssen, wirft eine Studie ein neues Licht auf ihre Arbeit. Demnach hat der seit genau zwei Jahren geltende Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz für unter Dreijährige enorme Kräfte in der frühkindlichen Bildung freigelegt. Der neue Ländermonitor der Bertelsmann Stiftung zeigt klare qualitative Fortschritte auf, wonach sich die Betreuungsverhältnisse in fast jedem Bundesland verbessert haben.

 

Baden-Württemberg gehört zu den Ländern, welche die größten Qualitätssprünge im Zwei-Jahres-Vergleich der Stiftung vorweisen können: Hier kommen auf eine Erzieherin 3,1 Krippenkinder (unter drei Jahre) und 7,7 Kindergartenkinder. Besser ist der Betreuungsschlüssel sonst nirgends. 2013 betrug die Relation eine Fachkraft zu 3,5 (Krippe) und eins zu 8,6 Kinder (Kita) – damals landete der Südwesten noch auf Platz zwei hinter Bremen.

Schlechte Werte für den Osten

Auch Hamburg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt haben die Personalschlüssel verbessern können, ohne im Vergleich besonders gut dazustehen. Am ungünstigsten fällt das Betreuungsverhältnis in Ostdeutschland aus, weshalb der Stiftungsvorstand Jörg Dräger einheitliche Standards fordert. Für ein „Qualitätsgesetz“ mit gemeinsamen Maßstäben vom Personalschlüssel bis zum Bildungsplan ist im Prinzip auch Familienministerin Manuela Schwesig (SPD), ohne sich damit durchsetzen zu können. Stattdessen einigten sich Bund und Länder im November 2014 auf einen verbindlichen Fahrplan zur Erarbeitung gemeinsamer Qualitätsziele. „Wir haben noch einen längeren Weg vor uns“, kommentierte Schwesig die neue Studie.

Die Landesregierung in Stuttgart sieht sich angesichts des Spitzenplatzes bei ihrem Ausbau der Angebote bestätigt. Ein weiterer Attraktivitätsbeleg seien die Besuchsquoten, lobt Staatssekretärin Marion von Wartenberg: 2014 hätten 27 Prozent der Einjährigen und 54 Prozent der Zweijährigen ein Angebot in einer Kita oder der Kindertagespflege genutzt. Bei den Dreijährigen waren es 93, bei den Vierjährigen 96 und bei den Fünfjährigen 97 Prozent. Bei den über Dreijährigen sei die Quote von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund gleich hoch, was für die pädagogischen Fachkräfte und die Träger spreche.