Stuttgart sollte Karlsruhe zum Vorbild nehmen, fordern Schausteller. Dort habe man bei den Ersatzbuden Glühwein nachträglich erlaubt. OB Fritz Kuhn antworte nicht, kritisieren sie. Breuninger startet derweil einen „Weihnachtsmarkt to go“.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Mark Roschmann, der Vorsitzende des Schaustellerverbands Südwest, wünscht sich nicht viel mehr als „gleiches Recht für alle“. Dass auf dem Adventszauber, wie die Alternative mit 33 Buden für den gestrichenen Stuttgarter Weihnachtsmarkt heißt, Glühwein und Bratwurst verboten sind, während drumherum die umliegenden Gastronomen gerade diese Verkaufshits reichlich anbieten, sei ein Widerspruch, der für wachsenden Verdruss bei Beschickern und Besuchern in der City sorge. Dieses Problem habe sich auch in Karlsruhe gestellt, weshalb die Stadtverwaltung dort nachträglich weitere Buden genehmigt habe, die nun wegen der Gleichbehandlung Speisen und heiße Getränke to go verkaufen dürfen – mit der Auflage, versteht sich, dass die Konsumenten das Weite suchen müssen, nicht am Stand stehen bleiben dürfen.

 

„Dass OB Kuhn nicht antwortet, ist ein großes Ärgernis“

Diesem Beispiel, fordern die Schausteller, sollte das Stuttgarter Rathaus umgehend folgen. Mark Roschmann hat deshalb schon vor einer knappen Woche OB Fritz Kuhn angeschrieben. „Er antwortet uns einfach nicht“, klagt er. Es könne nicht sein, dass die Ausgabe von Glühwein etwa vor dem Kunstmuseum oder vor der Alten Kanzlei als Corona-konform gilt, während sie einige Schritte weiter gegen die Pandemie-Verordnung verstößt. „Das ist ein großes Ärgernis“, schimpft Roschmann, „auch die Null-Reaktion der Stadt“.

Die erste Bilanz des Adventszaubers fällt daher „durchwachsen“ aus. Die 33 Beschicker, die quer durch die City zum Zug kommen, würden sich freuen, dass sie nicht daheim bleiben müssten und wenigstens einen kleinen Umsatz machen könnten. Aber vielen Schaustellern werde verwehrt, was den Gastronomen erlaubt sei. Am Samstag und am Black Friday der vergangenen Woche war viel los in der Innenstadt, berichtet Schausteller Daniel Kromer, der auf der unteren Königstraße Nepal-Wollware verkauft. „Unter der Woche merken wir, dass die Touristen vor allem aus der Schweiz fehlen“, sagt er, „da ist bei uns meist nur wenig Umsatz drin.“

Viele Schausteller schließen früher, als sie müssten

Die Reaktionen seiner Kunden seien aber sehr schön, freut sich der Spezialist für dicke, warme Pullis: „Viele sagen uns, wie sehr sie sich freuen, dass es wenigstens einige Stände gibt, die für weihnachtliche Stimmung in der Innenstadt sorgen.“ Auch der Lichterglanz der Königstraßen-Bäume und der Glanzlichter auf dem Schlossplatz kämen sehr gut an, erklärt Kromer.

Da abends nach 20 Uhr, mit Schließung der Geschäfte, nur noch wenig Betrieb auf der Königstraße herrscht, machen die meisten Beschicker des Adventszaubers zu dieser Zeit Feierabend – also früher, als sie müssten. Genehmigt ist der Verkauf bis 21 Uhr.

Sonntags und feiertags bleibt der Ersatzweihnachtsmarkt geschlossen – dafür geht er bis zum 9. Januar. Gerade der Sonntag war ein umsatzstarker Tag für die Schausteller. Ausgleich könnte die Verlängerung über Weihnachten und Silvester hinaus sein.

Der Verkauf in den Buden wird zur Chefsache

Was auffällt: Die meisten Betreiber des Adventszaubers haben diesmal kein Personal eingestellt, sondern machen den Verkauf zur Chefsache. Allenfalls Familienmitglieder oder Freunde helfen aus, wenn der Budeninhaber mal keine Zeit hat.

Beim Glühweinverkauf, heißt es bei der Stadt, lasse sich allein aus rechtlichen Gründen nichts ändern. Selbst wenn man nachträglich drei oder vier weitere Buden für saisonale Heißgetränke genehmige – Platz dafür müsste zwischen Bahnhof und Tübinger Straße auch mit Abstand vorhanden sein – , bräuchten die Betreiber für den Alkoholausschank „eine gesonderte Konzession“, teilt das Presseamt mit. Eine entsprechende Gestattung sei nur im Rahmen einer Veranstaltung möglich. Während der normale Weihnachtsmarkt als Veranstaltung gilt, ist dies beim Adventszauber wohl nicht der Fall. Darüber hinaus könne man die Alkoholkonzession „aus infektiologischen Gründen derzeit auch nicht erteilen“, erklärt die Stadt.

Breuninger startet einen „Weihnachtsmarkt to go“

Derweil wächst die Zahl der weihnachtlich dekorierten Orte, an denen man Würste, Waffeln, Punsch und Glühwein bekommt. Auch Breuninger ist nun dabei, wie das Unternehmen am Donnerstag mitgeteilt hat. Die Sansibar und das Eduard’s im Dorotheenquartier sowie die Karlspassage haben einen „Weihnachtsmarkt to go“ gestartet. Dort gibt es unter anderem Rostbratwurst mit Sauerkraut, winterliche Heißgetränke mit oder ohne Alkohol und Gemüseeintopf, montags bis donnerstags von 11.30 Uhr bis 19 Uhr, freitags und samstags von 10 bis 21 Uhr.

Sitzen bleiben darf man nicht. Etliche verweilen im nahen „Winter Garden“, für den mehrere Landschaftsgärtner im Dorotheenquartier sorgen. Die Installationen sollen „Weihnachtsstimmung zwischen Tausenden von Christrosenblüten und festlicher Beleuchtung“ erzeugen, wie Quartiersmanager Kemal Düzel betont. „Wir bringen damit Natur in die Stadt“, sagt er. Dort gibt es einen Laufsteg, eine Hütte sowie Sitzplätze. Sofern Abstandsregeln eingehalten werden, darf man sich an diesem Ort ohne direkte Gastro aufhalten.