Viele Verleger, Buchhändler und Autoren in Baden-Württemberg halten sich schon seit Jahren nur mit Selbstausbeutung und Improvisation über Wasser. Das könnte in der Corona-Krise nicht mehr reichen.

Geld/Arbeit: Daniel Gräfe (dag)

Stuttgart/Tübingen - Vier Stunden schläft er noch, und das schlecht. Den Rest arbeitet er, sieben Tage die Woche. Wenn er wie jetzt telefoniere, erzählt Osiander-Chef Christian Riethmüller, versuchten schon fünf andere, ihn zu erreichen. Er selbst ruft Journalisten an, damit sie schreiben, dass die Kunden im Internet regional bestellen sollen, und hat dafür eine Plattform mitgegründet, der sich mehr als 5000 Läden angeschlossen haben. Bestellungen fährt er mit dem Fahrrad teils selbst aus. Er musste wegen der Corona-Krise 72 Buchhandlungen schließen und 600 der 700 Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, die übrigen kümmern sich um Bestellungen und den Versand. Riethmüller läuft derzeit im Appell- und Duracell-Modus, eine Mischung aus Krisenmanager, Fahrradkurier, Rationalisierer und Lobbyist. Wenn selbst er und der Branchenstar Osiander ums Überleben kämpfen, sieht es ernst aus.