Siegfried Kauder will in den Bundestag. Doch seine Kritiker aus dem CDU-Kreisverband hoffen auf einen Herausforderer. Aber der Rivale Thorsten Frei, OB von Donaueschingen, geht nicht aus der Deckung.

Donaueschingen - Es ist noch keine zwei Wochen her, da hat Thorsten Frei sich mit 99,2 Prozent der Wählerstimmen als Oberbürgermeister von Donaueschingen bestätigen lassen. Der 39-Jährige war zwar der einzige Kandidat, aber so richtig unzufrieden war offenkundig niemand in der 21 000-Einwohner-Stadt im Schwarzwald-Baar-Kreis. Das „Traumergebnis“ spiegele die „hohe Zufriedenheit“ der Bürger mit ihrem Stadtoberhaupt, feierte das Lokalblatt seinen Sieg.

 

Spätestens nach diesem Tag musste den Bürgern klar geworden sein, dass man so einen Mann vermutlich nicht ewig an die Donauquelle würde ketten können. Zumal der Name Frei, spätestens seit er 2007 stellvertretender CDU-Landesvorsitzender wurde, auch hin und wieder für höhere Ämter genannt wird.

Kaum war eine Woche um, war Frei schon im Gespräch. Aber nicht im Land, sondern im Bund. Frei soll für den Bundestag kandidieren und den im Wahlkreis Schwarzwald-Baar/Kinzigtal heftig umstrittenen Abgeordneten Siegfried Kauder ablösen, hieß es. Dass es aber so schnell gehen würde, hätte keiner gedacht, am wenigsten Frei selbst. Anders als der ebenfalls ins Gespräch gebrachte, gleichaltrige CDU-Europaabgeordnete Andreas Schwab (Villingen-Schwenningen) hat Frei nicht gleich wieder abgewinkt.

Bis zum Ergebnis einer internen Schlichtung will er nichts sagen. Der Jurist sei innerlich zerrissen, wissen Parteifreunde. Er fühle sich wohl als OB, einerseits. Andererseits erkenne er auch die Pflicht, in der Krise Verantwortung zu übernehmen.

Erwin Teufel will schlichten

Die Auseinandersetzung um den Bruder von Volker Kauder, dem Fraktionschef der Union im Bundestag, hat die CDU im Kreis in eine Krise gestürzt. Dem 61-jährigen Rechtsanwalt, der auch Chef der Kreis-CDU ist, wird eine Reihe von Eskapaden vorgehalten. Eine mangelhafte Kommunikation, ein organisatorisches Chaos und ein autokratischer Führungsstil, der bis „ans Autistische grenzt“, kämen noch dazu.

Kauder hingegen sieht sich als Opfer einer Intrige. Seine Gegner hat er schon als „Bande“ bezeichnet, die selbst vor „stalinistischen Methoden“ nicht zurückschreckten. Als er der langjährigen Kreisgeschäftsführerin Hausverbot erteilte, war jedoch bei vielen Delegierten das Maß voll. Mitte Juli ließen sie seine geplante Kür zum Bundestagskandidaten in St. Georgen platzen.

Gegenwärtig läuft ein Schlichtungsverfahren der beiden verfeindeten CDU-Lager unter der Führung von Altministerpräsident Erwin Teufel. Nachdem mit den Opponenten Gespräche stattgefunden haben, wollen sich beide Seiten „demnächst“ (Kauder) zum entscheidenden Austausch treffen. Am 16. November soll dann die Nominierung nachgeholt werden. Kauder gibt sich unverdrossen. Natürlich trete er wieder an, schließlich könne er eine „gute Leistungsbilanz“ vorlegen. Jene, die das anders sehen, hoffen dann auf Thorsten Frei.