Der Verkehrsstaatssekretär Steffen Bilger von der CDU kündigte eine neue Planung für die Gäubahn am Flughafen an – prompt dringen die Projektkritiker auf einen Stopp der laufenden Verfahren. Die Forderungen kommen von mehreren Seiten.

Stuttgart - Kaum hat der Verkehrsstaatssekretär und CDU-Bundestagsabgeordnete Steffen Bilger die Realisierung eines Gäubahn-Tunnels beim Flughafen angekündigt, reagieren langjährige Kritiker der Stuttgart-21-Planungen mit weitreichenden Forderungen. Das Planfeststellungsverfahren, also das Genehmigungsverfahren, für die bisherige Planung im Bereich Flughafen solle gestoppt werden. Das verlangte am Wochenende vor allem der Grünen-Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel aus Nürtingen.

 

Wie ernst es zu nehmen sei, wenn Bilger den Tunnelbau als gesetzt darstelle, werde er mit einer parlamentarischen Anfrage zu klären versuchen, kündigte Gastel an. Es gebe nun aber keinen Grund mehr, die alten Pläne parallel dazu weiterzuverfolgen. Die knappen Planungskapazitäten der Deutschen Bahn sollten besser auf andere, sinnvollere Planungen als auf Parallelplanungen konzentriert werden. Hierzu gehörten beispielsweise das fünfte und sechste Gleis am Nordzulauf zum Hauptbahnhof, die beim Bund nun endlich für den vordringlichen Bedarf vorgesehen seien. Und zu den neuen Überlegungen für die Gäubahn sagte Gastel: Neben den absurden Mischverkehrsplänen auf der S-Bahn-Trasse, die bisher verfolgt wurden, müsse nun auch der womöglich für Herbst vorgesehene öffentliche Anhörungstermin zu Genehmigung des Abschnitts 1.3b abgesagt werden. Alternativ könne er auch umgewandelt werden in einen öffentlichen Informationstermin für die neuen Planungsideen.

VCD bringt noch mal eine neue Variante ins Gespräch

Die projektkritische Gruppe Ingenieure 22 bemängelte: Die neuen Ideen für einen zwölf Kilometer langen Tunnel würden zu einem Zeitpunkt vorgelegt, da nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts Leipzig zum Flughafen-Fernbahnhof noch nicht einmal die Urteilsbegründung veröffentlicht sei. Damit habe die Bahn selbst „die unter Vorlage falscher Zahlen zum nicht vorhandenen Brandschutz in den Tunneln ergaunerte Baugenehmigung abgeschossen“, erklärte in der Pressemitteilung der Rechtsanwalt Ulrich Ebert, Mitglied der Gruppen Ingenieure 22 und Juristen zu Stuttgart 21. Der Äußerung liegt die Annahme zugrunde, dass der Vorschlag für den Tunnel von der Bahn gekommen sei. Offiziell zumindest ist er allerdings auf Gutachterbüros im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums und auf die Spitze des Ministeriums zurückzuführen.

Ingenieure 22 erinnerte auch an einen Vorschlag des Verkehrsclubs Deutschland, diesen neuen Gäubahn-Tunnel in einen Filder-Kombibahnhof direkt unter der S-Bahn-Station einmünden zu lassen, in dem sämtliche Fern- und Regionalzüge mit bequemen Umstiegen und kurzen Wegen zur S-Bahn und zu den Flughafenterminals halten. Das würde nach Auffassung der Ingenieure 22 kaum zusätzliche Kosten verursachen und sei eigentlich vorteilhaft. Allerdings würde damit die Planfeststellung für den kompletten Planfeststellungsabschnitt 1.3 „zerschossen“, also auch für den Teilabschnitt 1.3a.