Christina Stürmer macht im ausverkauften Wizemann mit gefälligem Poprock glücklich und zeigt sich gut zwei Stunden emotional voll auf Augenhöhe mit ihrem Publikum.

Stuttgart - Rund ein halbes dutzend Mal war Christina Stürmer zu Gast in Stuttgart, seit ihre Karriere vor rund fünfzehn Jahren in Fahrt gekommen ist, und sie hat dabei offensichtlich gute Eindrücke hinterlassen. Ausverkauft ist ihr Konzert, als sie am Samstagabend wieder in der Stadt ist, nun erstmals im Wizemann. Die 1300 Besucher, darunter erkennbar viele Stammgäste, empfangen die österreichische Sängerin wie eine langjährige Freundin – und Christina Stürmer dankt ihnen großzügig dafür. Ausgiebig plaudert sie mit ihrem Publikum, sucht gezielt das Bad in der Menge, dreht mit ihren Musikern als „marching band“ sogar minutenlang eine Runde mitten durch die Halle. Denn auch die aus Linz stammende Stürmer gehört zu jener Künstlerschar, die viel Aufwand darauf verwendet, bloß nicht als Star betrachtet zu werden. Eine nur schwer zu überwindende Entfernung zu ihren Fans brächte dieser Status wohl mit sich, vielleicht entstünde sogar so etwas wie eine Bühnen-Christina – dabei beruht auch ihre Popularität doch auf dem Gegenteil: auf expliziter Nahbarkeit und scheinbarer Authentizität.

 

Zwischen Mutmachern und Trostspendern

Ganz um sich selbst drehen sich zwar ihre Lieder, um persönliche Erinnerungen, Träume, Enttäuschungen und Glücksmomente, aber Christina Stürmer bewegt sich dabei stets auf emotionaler Augenhöhe zu ihrem Publikum. Als vertonte Tagebucheinträge sind ihre Lieder abgefasst, mal nachdenklich, mal optimistisch im Ton und konsequent angesiedelt im Mainstream zwischen Pop und Rock. Musikalisch bleibt das alles vor allem im ersten Teil des gut zweistündigen Abends hochgradig gleichförmig. Keinerlei Extravaganzen gönnt sich ihre Band. Ein, zwei Mal nur darf das Keyboard die Melodieführung übernehmen, und das Mengenverhältnis zwischen flotten und balladesken Songs, zwischen Mutmachern und Trostspendern, bleibt konstant bei etwa vier zu eins. Aber Lieder wie „Wir leben den Moment“, „Millionen Lichter“ oder die finale, mit einem reichlich theatralischen Gitarrensolo dekorierte Zweisamkeitshymne „Engel fliegen einsam“ funktionieren fraglos gut in diesem Outfit aus nicht zu lauter Gitarre und nicht zu schnellem Schlagzeug. Sehr erwartbar wird dieses Einerlei gegen Mitte des Konzerts dann durch ein Akustikset auf einer kleinen Zweitbühne aufgebrochen – auch Christina Stürmer macht, was alle machen, die derzeit im deutschsprachigen Pop die Hallen füllen. Aber sie macht es gut, sie macht glücklich, und deshalb wird ihr Publikum sie auch diesmal in guter Erinnerung behalten.