Erstmals sind die Christsozialen beim lesbisch-schwulen Christopher Street Day in München mit einem eigenen Wagen dabei. Dabei stellt keine andere Partei die traditionelle Familie so in den Vordergrund wie die CSU.

München - Wenn am Samstag die bunten Wagen beim Christopher Street Day (CSD) in München durch die Innenstadt ziehen, dann wird es eine Premiere geben, die einer kleinen Revolution gleichkommt: Erstmals ist ein CSU-Wagen mit von der Partie bei diesem fröhlich-lärmenden Umzug von Schwulen und Lesben.

 

Die Sprüche der Christsozialen lauten: „CSU – anders als man denkt“ sowie „Bayern. Die Vielfalt“. Letzteres ist eine Anspielung auf den CSU-Slogan bei der letzten Landtagswahl, die Partei hatte damals „Bayern. Das Land“ getextet. „Das wird eine tolle Sache“, sagt Patrick Slapal. „Auf den Wagen passen gut 40 Leute.“ Der 27-Jährige, ein Nachwuchspolitiker der Jungen Union, ist einer der Organisatoren des neuen Wagens. Er engagiert sich auch im „Lesbisch-Schwulen Netzwerks der CSU“, welches die Gruppe mit „LSU“ abkürzt. Das hört sich subversiv an in der konservativen Partei, die wie keine andere im Bundestag Ehe und traditionelle Familie als bevorzugte Lebensmodelle hochhält.

Aktivisten wollen neues Parteiprogramm

Es ist auch ein Stück weit subversiv. Das von Slapal und anderen Mitstreitern gegründete Netzwerk hat mittlerweile 80 Mitglieder aus der CSU, eine offizielle Arbeitsgemeinschaft ist es aber nicht. Die Aktivisten setzen sich zum Ziel, im neuen Parteiprogramm die völlige Gleichstellung von lesbisch-schwulen Partnerschaften mit der Ehe zu verankern. „Ein mühsamer Weg“, weiß Slapal. Auf Aversionen oder offene Widerstände ist er bisher nicht gestoßen, allerdings bleibt die Aussage von Alexander Dobrindt als einstiger Generalsekretär im Gedächtnis, dass Schwule eine „schrille Minderheit“ darstellten.

Schwul und konservativ: Für Slapal ist das kein Gegensatz. Schon mit 14 Jahren ist er in die CSU eingetreten, von seiner sexuellen Orientierung wusste er da noch gar nichts. Die schwulen Christsozialen haben durchaus namhafte Unterstützer: Der Münchner Bürgermeister Josef Schmid läuft schon seit langem beim CSD mit. Und Kultusminister Ludwig Spaenle, zugleich Münchner CSU-Chef, war über die Planungen informiert – und legte keinen Widerspruch ein. Die Parteispitze zeigt sich unterdessen gelassen bei dem Thema. Das sei „Angelegenheit des Bezirksverbands München“, sagt ein Sprecher. „Wir haben keine Einwände, es ist nicht unser Bier.“