Keine Sportcamps an Pfingsten, keine Veranstaltungen, ausgefallene Kurse und geschlossene Vereinsgaststätten – die Kassen der Sportvereine sind leer. StZ und StN helfen, die Mitgliederbeiträge zu retten.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Auf geht’s in den Süden! Das ist traditionell an Pfingsten die Devise der Stuttgarter Ruderer. Wegen der Corona-Krise müssen sie in diesem Jahr zuhause bleiben. Seit 11. Mai können sie zwar wieder trainieren, allerdings nur im Einer wegen der Abstandsregel. Sport unter freiem Himmel ist mit Auflagen und Einschränkungen gestattet. Die Sporthallen bleiben vorerst geschlossen. Nicht nur für die Sportler ist das traurig, sondern auch für die Vereinsfinanzen ruinös.

 

Die Kassen sind fast leer

„Ostern und Pfingsten mit den Sportturnieren und den Übungslagern sind die großen Einnahmequellen der Vereine. Das fällt dieses Jahr alles flach“, rechnet Dominik Hermet vor. Der Geschäftsführer des Sportkreises Stuttgart mit 290 Vereinen, in denen 250 000 Menschen aktiv sind, muss kein Prophet sein, um vorauszusehen, dass mancher Verein in Stuttgart in diesen Tagen in die finanzielle Schieflage geraten wird.

Die gemeinsame Corona-Soforthilfe von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten, für die die Leser bisher unglaubliche 694 174 Euro gespendet haben, wird über den Sportkreis den besonders betroffenen Vereinen unter die Arme greifen. Es sind nämlich nicht nur die abgesagten Veranstaltungen, für die den Vereinen die Gebühren flöten gehen, es sind auch die Einnahmen durch den Verkauf von Speisen und Getränken, die jetzt fehlen. Hermet hatte kürzlich an 67 Vereine mittlerer Größe einen Fragebogen verschickt, um deren Situation einschätzen zu können. „Der Rücklauf war sehr hoch“, freut er sich. Weniger erfreulich waren freilich die Aussagen der Vereinschefs über die Lage.

Spendenaktion hilft doppelt

„Die Reserven sind aufgebraucht“, erklärt er. Schon immer hatten die Vereine eine soziale Ader: Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die knapp bei Kasse sind, bekamen einen reduzierten Mitgliedsbeitrag. „Wir haben das bloß nie an die große Glocke gehängt“, betont Hermet. In diesen Fällen unterstützt die Corona-Soforthilfe unserer Zeitung die Vereine mit 15 000 Euro. Für die gerechte Verteilung der Spende sorgt der Sportkreis. Bei den Vereinen und Mitgliedern wird so ein Win-Win Effekt erzielt. Die Spende verhindert einerseits den Austritt von Mitgliedern, die sich den Sport im Verein wegen coronabedingter Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit für sich oder ihren Nachwuchs nicht mehr leisten können und sichert so die Beiträge. Andererseits können die betroffenen Mitglieder weiterhin Sport in ihrem Verein treiben und dort ihre sozialen Kontakte pflegen.

Weiterhin auf dem Wartebänkchen bleiben noch viele Übungsleiter sitzen, denn für sie fehlen auch nach den Lockerungen die Betätigungsfelder, solange die Vereine nur auf Sparflamme ihre Angebote machen können. Übungsleiter arbeiten gegen eine Aufwandsentschädigung ehrenamtlich, die jährliche Überweisung von 2400 Euro fehlt als Zubrot dennoch manchem unter ihnen.

Vereinsgaststätten ohne Einnahmen

Beliebte Kurse wie Rückengymnastik, Pilates oder Fitness für Senioren, an denen gegen gestaffelte Gebühren Mitglieder (zu einem reduzierter Preis) und Nicht-Mitglieder teilnehmen können, sind derzeit noch gestrichen. Somit fehlen auch diese Einnahmen. Manche, die sich angemeldet und bereits bezahlt hatten, fordern nun ihr Geld zurück.

„Ob wir nach der Sommerpause wieder zur Normalität zurückkehren, weiß niemand“, sagt Hermet und verweist auf ein weiteres Problem: die Vereinsgaststätten mit ihren Pächtern. Die hatten jetzt über Wochen wegen der Schließungen keine Einnahmen mehr, auch von dieser Woche an wird der Umsatz wegen der Sicherheitsauflagen bescheiden bleiben. Erschwerend kommt hinzu, dass mancher Pächter über der Gaststätte wohnt. Für die Vereine als Besitzer der Gebäude bedeutet das womöglich einen doppelten Verlust: keine Pacht- und keine Mieteinnahmen.

Sicher ist nur, dass die Kassen wegen der Beschränkung der Teilnehmerzahlen bei den Sportkursen und durch den Wegfall aller Veranstaltungen ziemlich leer bleiben werden. Eine Planungssicherheit gibt es nicht, auch nicht dafür, wann die Vereine Sportarten mit Körperkontakt wieder anbieten können. Dabei sind Fußball, Boxen und Judo besonders bei Jugendlichen gefragt. Zumal das Training nicht nur gut ist für die körperliche Fitness. Die Vereine leisten vor allem in sozialen Brennpunkten auch eine wichtige pädagogische Arbeit.

Vereinssport ist mehr als nur Training

Das betont auch der Präsident des Sportkreis Stuttgart, Fred-Jürgen Stradinger: „Der Sport im Verein steht für weit mehr als das Sporttreiben. Er steht für Gemeinschaft, für Integration, für Heimat, für Gesundheit und vieles mehr. Die Sportvereine gestalten unsere Gesellschaft mit und dies in weiten Teilen ehrenamtlich.“

Wann die Hallen wieder geöffnet werden, wann wieder in der Mannschaft gekickt werden darf, wann wieder der Teamgeist im Sport zum Tragen kommt, hängt ganz von der Entwicklung des Ansteckungsrisikos ab.

So können Sie Spenden

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