Ein Bündnis aus Gewerkschaften, Vereinen und Initiativen ruft am Samstag zur Demo gegen Faschismus auf. Mehrere Hunderte hören sich – eigentlich friedlich – Reden und Musik an, deshalb sind die Veranstalter am Ende überrascht von einer Polizeiaktion.

Rems-Murr: Simone Käser (sk)

Kreative und bunte Plakate, deutliche Sprüche und Mahnungen sowie zum Thema passende Musik – zu einer Demonstration gegen die AfD sind am Samstagnachmittag mehrere hundert Besucher auf den Rathausplatz nach Waiblingen gekommen, um sich unter dem Motto „Die Rechte Welle brechen“ gegen Faschismus und Rassismus stark zu machen. Für die Kundgebung hatte Vincent Leuze vorab 300 Teilnehmende angemeldet, um ein Zeichen zu setzen gegen die Pläne, welche bei einem geheimen Treffen von Rechtsextremisten und Politikern in Potsdam geschmiedet und durch das Recherchenetzwerk Correctiv bekannt wurden. Aber die Hoffnung auf mehr Teilnehmer des jungen Waiblinger Krankenpflegers, der in der Geschäftsführung der ver.di-Jugend im Bezirk Stuttgart aktiv ist, wurde wohl spätestens kurz vor dem Start der Kundgebung erfüllt.

 

Nach verhaltenem Andrang standen die Teilnehmer letztlich dicht gedrängt

Denn nachdem der Andrang erst noch etwas verhalten war, standen die Teilnehmer letztlich dicht gedrängt sowohl auf dem Rathausplatz selbst als auch vor den umliegenden Geschäften und lauschten einem rund einstündigen Programm mit Redebeiträgen von Gewerkschaftern, Rednern lokaler Initiativen wie dem Offenen Antifaschistischen Treffen Rems-Murr sowie dem Migrant Danial. Besonders seine eindrücklichen Schilderungen – er musste mit seiner politisch verfolgten Familie vor zehn Jahren aus dem Iran fliehen – ließen die Parole des Nachmittags „Alle zusammen gegen den Faschismus“ sowie den Applaus deutlich lauter und stärker werden. Danial, der zum Schutz seiner Familie, nur mit Vorname in der Zeitung stehen möchte, kam auch auf den Anschlag in Hanau im Jahr 2020 zu sprechen, bei dem ein 43-jähriger Täter neun Menschen mit Migrationshintergrund, danach seine Mutter und schließlich sich selbst erschoss.

Die Veranstalter verurteilen eine Polizeiaktion nach Ende der Kundgebung

Weil es trotz seiner deutlichen Worte und Aktionen die gesamte Zeit über friedlich blieb, war Vincent Leuze ziemlich überrascht von einer Polizeiaktion, die sich erst nach Ende der Kundgebung ereignete. So seien Mitglieder des Offenen Antifaschistische Treffens Rems-Murr nach Auflösung der Demo noch als Gedenkaktion wegen Hanau in einem Aufzug durch die Stadt gelaufen. „Im Zuge dessen haben sie auch einen Rauchtopf entzündet, was die Polizei dazu veranlasste, einen Verantwortlichen direkt in Handschellen abzuführen“, sagt Vincent Leuze, der die Aktion nicht nachvollziehen kann. „Alles lief toll und friedlich ab, deshalb verurteilen wir dieses Vorgehen und hätten uns da deutlich mehr Fingerspitzengefühl von Seiten der Beamten gewünscht“, sagt der Organisator aus der Gewerkschaftsjugend.