FDP-Chef Christian Lindner grenzt sich von den Grünen ab – besonders scharf aber von AfD und Alfa. Er rate Anhängern der neuen Parteien ab, die Liberalen für eine Mitgliedschaft in Erwägung zu ziehen, sagte er der Stuttgarter Zeitung.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Der Mann scheint konkurrenzlos unterwegs zu sein: In den eigenen Reihen ist er der große Hoffnungsträger, der die FDP vom Abgrund weggeführt hat. In Hamburg und Bremen sitzt die FDP schon wieder im Parlament. „Die zwei Wahlerfolge im Norden waren nur Signale, dass die Richtung der Erneuerung stimmt“, sagt er beim Besuch in der StZ-Redaktion ohne triumphalen Unterton. Die Wahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt am 13. März 2016 böten die Chance auf eine anhaltende Trendwende: „Wir stehen unverändert auf dünnem Eis, aber es knackt seltener.“ Dessen Festigkeit könne durch Wahlerfolge im nächsten Jahr weiter verbessert werden.

 

Auch außerhalb der Partei sieht Lindner kaum Mitbewerber: Die Grünen jedenfalls seien keine direkten Konkurrenten. „Die haben das Menschenbild eines betreuungsbedürftigen Mündels – wir sehen selbstbewusste, erwachsene Menschen“, beschreibt er einen zentralen Unterschied aus seiner Perspektive. Auch die Alternative für Deutschland (AfD) und deren Abspaltung Alfa von Bernd Lucke seien keine Konkurrenz. „Die AfD will in der Sache das Gegenteil der FDP.“ Keine dieser beiden Parteien sieht er in der Nähe des Einzugs in den Landtag – „wenn, dann eher noch die AfD als diese Partei von Herrn Lucke“. Der neue Alfa-Chef habe Europa sagen wollen, was es tun soll, „er hat aber nicht mal vermocht, eine eigene Partei zu führen“. Sollte jemand die AfD gut finden, rate er ihm ab, die FDP für eine Mitgliedschaft in Erwägung zu ziehen. „So wie wir ja auch ehemalige Mandatsträger, die eine Zukunft bei uns sondieren, nicht den Weg in eine liberale Traditionspartei ebnen“, betont er. „Wir prüfen das im Einzelfall – in der Regel wird der Aufnahmeantrag abgelehnt.“

FDP will Flüchtlinge aus Wahlkampf heraushalten

So wie AfD und Alfa Stimmungen schüren, so tut dies verstärkt auch die Union im Hinblick auf den Ansturm von Flüchtlingen. Der FDP-Chef geht auf Distanz: „Flüchtlinge sind kein geeignetes Thema für den Wahlkampf.“ Da gehe es auch um Ängste, die die Politik nicht teilen, schüren und instrumentalisieren sollte. Sie sollte den Menschen die Ängste nehmen.

Dass die CSU Zeltstädte für Asylsuchende plant, rügt der Liberale scharf: „Wenn Fernsehaufnahmen von Zeltstädten in Oberbayern um die Welt gehen, wäre das nicht die Visitenkarte, die Deutschland abgeben sollte“, sagt der 36-Jährige. „Verstörend“ findet er die Vorstellung, dass man zur Abschreckung Zeltstädte aufbaut, nur um Menschen künstlich schlecht unterzubringen. Dies entspreche nicht seinem Bild von einem verantwortlichen Rechtsstaat. „Selbst wenn jemand abgeschoben werden muss, geht man vorher mit ihm verantwortbar um“, sagt er. „Das ist die Menschenwürde-Garantie des Grundgesetzes.“