Amerikanische Gewerkschafter reisen durch Baden-Württemberg und suchen Anregungen für eine bessere berufliche Ausbildung in den USA.

Stuttgart - Eine Delegation amerikanischer Bürgerrechts- und Gewerkschafsvertreter reist eine Woche lang gemeinsam mit Vertretern der Friedrich-Ebert-Stiftung durch Baden-Württemberg, um mittelständische Unternehmen besser zu verstehen. Am 1. Juni fanden sie sich, gemeinsam mit der SPD-Landesvorsitzenden Leni Breymaier, im Haus der Katholischen Kirche in Stuttgart zusammen, um einen Dialog zu Arbeit und Gerechtigkeit zwischen den Südstaaten der USA und Baden-Württemberg zu führen.

 

Das besondere Interesse der Delegation gilt dem dualen Ausbildungsweg und den Unternehmen, die in die eher ärmeren Staaten Alabama und Mississippi investieren. Wieso dort hin und nicht in reichere Bundesstaaten?

Verknüpfung von Theorie und Praxis in der Ausbildung

Besonders begeistert ist die gesamte Delegation vom dualen Ausbildungsweg in Deutschland. Man lernt nicht nur das theoretische Wissen, sondern auch dieses Wissen praktisch umzusetzen. Beverly Wade Hogan, Leiterin des Tougaloo Colleges in Mississippi, berichtet, dass viele ihrer Schüler zuerst ihren Abschluss am College machen und dann eine Ausbildung anschließen, um zu verstehen, wie sie das Erlernte anwenden können.

Sie schwärmt regelrecht von der Möglichkeit eines dualen Studiums. Im Gegensatz zu Deutschland ist es in Amerika nicht möglich, das Studium mit einer Ausbildung zu verbinden. Die Delegation möchte sich mit den Baden-Württembergischen Firmen austauschen, um einen Weg zu finden, der Schulsystem und Firmen so verbindet, dass die Schüler entsprechend der Firmen-Ansprüche ausgebildet werden können.

Behinderung der Gewerkschaftsarbeit

Warum die Unternehmen in die ärmeren, südlichen Staaten gehen, beantwortet Henry „Hank“ Sanders, Senator im Bundesstaat Alabama, damit, dass dort die Rechte und Schutzansprüche der Arbeitnehmer sehr schlecht sind.

Das in vielen Bundesstaaten erlassene Gesetz „Recht auf Arbeit“ ist keine Garantie eine Arbeit zu finden, sondern hindert eher die Gewerkschaften daran, sich für ihre Mitglieder umfassend einzusetzen. Zum Beispiel dürfen Gewerkschaften keine Gebühren von Mitgliedern mehr fordern und verlieren so ihre finanzielle Kraft. Knut Panknin aus dem Washingtoner Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung sagt dazu, dass das Gesetz einzig und allein dafür da sei, die Gewerkschaften zurückzudrängen.

Marc Bayard von der Black Worker Initiative berichtet davon, dass im privaten Bereich nur fünf bis sechs Prozent und im öffentlichen Bereich acht bis zehn Prozent der Arbeitnehmer von Gewerkschaften vertreten werden. Er sieht das Image großer Investoren als ihre Angriffsfläche und möchte so versuchen, sie dazu zu bewegen, sich mit den Problemen der Arbeitnehmer stärker auseinanderzusetzen.