Günther Oettinger (2005–2010)

 

Um Teufels Nachfolge gab es zwei Bewerbungen: Annette Schavan und Günther Oettinger. Diese Konkurrenz wurde per Abstimmung der Parteimitglieder entschieden – und da bewährte sich Oettingers intensive Netzwerkarbeit als Fraktionsvorsitzender im Landtag. Er gab den Typ des urbanen, gleichwohl konservativen Liberalen, fleißig und stets bestens informiert. Es lag nicht allein an seiner Sprechweise, dass er den Eindruck von Rastlosigkeit vermittelte: Zu seinen Terminen kam er oft zu spät und ging vor dem Ende. Und mit dem Ankauf der badischen Kulturschätze handelte er sich bald heftige Kritik ein. Er war ein Macher der Landespolitik mit klaren finanzpolitischen Prioritäten. Er trieb das von Teufel begonnene Projekt des Stuttgarter Tiefbahnhofs voran, nicht ahnend, welches politisches Kuckucksei er damit seinem Nachfolger ins Nest legen würde. Mit spontanen Ideen verstand es Oettinger, das Publikum zu verblüffen – und zugleich die eigenen Fachminister vor den Kopf zu stoßen. Als Kanzlerin Merkel ihn kurzfristig zum EU-Kommissar vorschlug, war bei vielen die Erleichterung über seinen Abgang groß.