Feinstaub ist überall in der Luft - aber wie viel? Für die Region Stuttgart wollen wir das mit unserem Feinstaubradar herausfinden. Hier erklären wir, wie wir Feinstaub messen und wie wir die Daten aufbereiten.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Mit unserem Feinstaubradar dokumentieren und berichten wir seit Mitte Oktober die Feinstaubbelastung in der Region Stuttgart. Tagesaktuell sagen wir für die Stuttgarter Stadtbezirke sowie für einige Dutzend Gemeinden in den umliegenden Kreisen zwei Mal am Tag, wie verschmutzt die Luft voraussichtlich sein wird (morgens) und wie viel Feinstaub tatsächlich in der Luft war (abends). Außerdem visualisieren wir die Messwerte auf einer Karte.

 

Das Besondere daran ist die riesige Datenmenge, die diesem Projekt zugrunde liegt - und die Art und Weise, wie diese Daten gesammelt werden. Wir beziehen sie als Open Data vom OK Lab Stuttgart. Diese Gruppe hat einen günstigen Feinstaubsensor entwickelt, der inzwischen rund 300 Mal nachgebaut und von Privatleuten in der Region Stuttgart aufgehängt wurde. Wir haben für jeden Stuttgarter Stadtbezirk und jede Gemeinde in den umliegenden Kreisen die dort aufgehängten Sensoren zusammengefasst und errechnen daraus zunächst die Stundenmittelwerte. Daraus ermitteln wir wiederum für jeden Wochentag den Tagesmittelwert.

Zur Genauigkeit der Daten

Die OK-Lab-Geräte messen weder so genau wie die um ein Vielfaches teureren Geräte der Landesanstalt für Umwelt (LUBW) noch wurden sie nach dem für amtliche Messungen vorgeschriebenen Verfahren aufgehängt. Vergleichsmessungen der LUBW haben ergeben, dass die Geräte die tatsächliche Feinstaubbelastung insgesamt relativ gut messen. Je kälter und je feuchter die Umgebungsluft wird, desto eher melden sie jedoch überhöhte Werte. Außerdem neigen sie dazu, vereinzelt sehr hohe Werte zu messen.

Bevor die Messwerte in unserer Karte visualisiert und in Texten lesbar gemacht werden, kappen wir daher die Extremwerte. Sensoren, die dauerhaft extreme Werte senden, fallen aus der Wertung. Außerdem fassen wir für fast alle Stuttgarter Stadtbezirke und die Gemeinden in der Region mehrere Sensoren zusammen. Somit geben die von uns aufbereiteten Daten die tatsächliche Feinstaubbelastung in dem Gebiet nur näherungsweise wieder. Innerhalb der Gebiete kann die Belastung stark variieren: Sie ist an einer Hauptstraße regelmäßig höher als in Wohngebieten. Die von uns verarbeiteten Feinstaubwerte dienen daher der Orientierung und der öffentlichen Debatte über die Luftqualität, eignen sich jedoch nicht für den Einsatz in rechtlichen Auseinandersetzungen. Das können nur die amtlichen Messungen der LUBW leisten.

Wie wir Luftqualität vorhersagen

Wir berichten nicht nur die gemessenen Feinstaubwerte, sondern sagen auch die zu erwartenden Luftqualität für die Region Stuttgart vorher. Dafür beziehen wir Daten von Kachelmannwetter. Der Dienst hat ein hochauflösendes Modell entwickelt, mit dem sich die Schadstoffbelastung der Luft prognostizieren lässt. Das Modell "bezieht keine Messwerte der Luftverschmutzung ein, sondern zeigt die meteorologischen Voraussetzungen an, welche für die Ansammlung und Konzentration von z.B. Feinstaub in Städten begünstigend wirken", heißt es von Kachelmannwetter. Konkret: Je höher und damit schlechter der vorhergesagte Wert, desto weniger Feinstaub entweicht nach oben - und desto schlechter ist die Luft am Boden.

Feinstaub bleibt natürlich vor allem dort in der Luft, wo er emittiert wird - von Autos und Industrieanlagen, aber eben auch den sogenannten Komfortöfen in den Wohngebieten, also zum Beispiel Holzöfen für die wohlige Wärme im Wohnzimmer. Deshalb bittet die Stadt Stuttgart, wo die Feinstaubbelastung zumindest an der Messstelle Am Neckartor extrem ist, mit dem Instrument des Feinstaubalarms die Bürger, das Auto stehen und Komfortkamine aus zu lassen.

Unsere Luftprognose ist also keine Feinstaubvorhersage, sondern ein Indikator, wo schlechte Luft möglich ist - ganz ähnlich wie der Feinstaubalarm, nur eben nicht auf Stuttgart beschränkt, sondern für die gesamte Region Stuttgart verfügbar.