Wenn es in den Urlaub geht, kann das geliebte Haustier nicht immer mit. Ein Tierhotel sorgt dafür, dass den Vierbeinern der Abschied nicht so schwer fällt. Im Tierheim hingegen werden monatlich 150 ausgesetzte Tier aufgenommen.

Stuttgart - Einen Pool muss das Hotel auf jeden Fall haben. Ein paar schattige Plätzchen unter Bäumen, damit sich die Kleinen vom Toben auch mal erholen können. Für die etwas anspruchsvolleren Gäste gibt es Themenzimmer, außerdem ganz neu im Hotel Königreich: der Mini-Club, der einzig den kleinsten Gästen vorenthalten ist. Na, Lust bekommen auf Urlaub?

 

Eine Reservierung für die Familie wäre hier allerdings nicht angebracht, denn das ist das Angebot des nach eigenen Angaben größten Tierhotels in der Region. Das Ehepaar Wulff betreibt es in Kornwestheim bereits im sechsten Jahr. Auch in diesen Sommerferien sind die insgesamt 100 Plätze für Hunde und Katzen voll ausgebucht, und das schon mindestens ein halbes Jahr im Voraus. 20 Mitarbeiter, entweder Tierpfleger oder Hundetrainer, kümmern sich um die Vierbeiner. Im Preis inbegriffen sind für die Hunde unter anderem Streicheleinheiten, Zimmerservice und „bis zu vier Stunden Toben mit Artgenossen samt Animationsprogramm“, versprechen die Geschäftsführer. Die Stubentiger können sich auf „sonnige Aussichtsplätze auf breiten Fensterbänken“ oder Zugänge ins Freigehege „mit Fernblick aufs freie Feld und romantischen Sonnenuntergängen“ freuen, wie der Homepage zu entnehmen ist.

Die Unterbringung kostet 400 Euro – mindestens

So wie das Tierhotel Königreich gibt es viele Unterkünfte, die sich auf die kurzzeitige Pflege und Unterbringung von Haustieren spezialisiert haben. Trotzdem werden sie immer wieder ausgesetzt, erst kürzlich machte ein Chamäleon in Stuttgart Schlagzeilen – vielleicht auch, weil die Tierhotel-Unterbringung kein günstiger Spaß ist. Für zwei Wochen müssen Hundebesitzer mit mindestens 400 Euro rechnen.

Die Zahl der ausgesetzten Opfer, wie die Leiterin des Stuttgarter Tierheims, Marion Wünn, sie nennt, explodiert in den Ferien hingegen nicht: „Wir bekommen jeden Monat etwa 150 Tiere, die nicht gewollt sind. Einen Anstieg im Sommer können wir nicht verzeichnen.“ Warum die Zahl der ausgesetzten Tiere konstant hoch ist, dafür hat Wünn mehrere Erklärungen. Sie glaubt, dass Tierhalter zum einen Geld sparen wollen, indem sie das Tier nicht im Heim abgeben, sondern irgendwo aussetzen. Zum anderen macht sie die Wegwerfgesellschaft verantwortlich: „Vielen Menschen ist es einfach gleichgültig geworden, dass sie es mit Lebewesen zu tun haben.“

Gunnar Wulff nennt es die „Unvernunft des Menschen“, wenn wieder einmal ein Hund an einem Rastplatz angebunden wird. „Viele machen sich vor der Anschaffung gar nicht klar, wie viel ein Haustier eigentlich kostet und was es bedeutet, die Verantwortung dafür zu übernehmen“, sagt Wulff. Auch aus diesem Grund gibt es bei den Wulffs nur Vorkasse. In anderen Tierpensionen sei es schon zu Problemen gekommen, wenn erst im Nachhinein bezahlt werden musste, sagt Wulff: „Die bleiben dann teilweise auf den Tieren sitzen.“

Tierheim setzt auf Aufklärung

Damit es soweit nicht kommt, wird im Tierheim auf Aufklärung gesetzt. Wer ein Tier mit nach Hause nehmen möchte, muss sich erst den Fragen der Pfleger stellen – und diese wollen beispielsweise auch wissen, was die zukünftigen Besitzer mit den Vierbeinern in einem Urlaub machen wollen. „Wenn wir mitkriegen, dass eine Versorgung nicht gewährleistet ist, dann geben wir die Tiere auch nicht heraus“, sagt Tierheimleiterin Wünn. Für Hund und Katz gibt es zahlreiche Unterbringungsmöglichkeiten, bei exotischen Tieren wird es da schwieriger. Auch Wünn fällt keine Pension in der Region Stuttgart ein, die sich der Exoten annehmen würde. Deswegen sollten bereits vor der Anschaffung Freunde oder Familie gefragt werden, wer sich im Urlaub oder in einem Krankheitsfall um das Tier kümmern kann.

Wem ein ausgesetztes Tier auffällt, der sollte die Polizei rufen. Die kümmert sich um die Lebewesen und bringt sie ins Tierheim. Es ist wichtig, dass die Polizei alarmiert wird, denn, so Wünn: „Das Aussetzen ist eine Straftat. Es wird dann Anzeige erstattet.“ Nach dem Tierschutzgesetz muss jeder, der ein Tier vorsätzlich oder fahrlässig aussetzt oder zurücklässt, mit einer Geldbuße von bis zu 25 000 Euro rechnen. Dann lieber das Geld ist ein Hotel investieren – rechtzeitig buchen nicht vergessen, die ersten Reservierungen für die kommende Saison gibt es bereits.