Weihnachten gilt als Fest der Familie. Doch oft ist die Familie fern – bei den Künstlern im Weltweihnachtscircus und im Friedrichsbau Varieté etwa. Aber auch „La Fest“ mit Wahlverwandten kann wunderschön sein.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Er hat’s noch drauf. Sein Spagat sitzt! Noch immer fällt es Eric Gauthier, dem Prince Charming der Stuttgarter Kultur, mit seinen 46 Jahren leicht, die Beine theatralisch in einer Linie zu spreizen. Im Weltweihnachtscircus gelingt ihm dies gar synchron zur Artistin Adèle Fame an den Strapaten. Sportlich und fit sollte einer sein, der so ein hartes Pensum rund um die Festtage zu bewältigen hat wie der gebürtige Kandier.

 

Als Publikumsliebling des Tanzes verehrt ihn die Stadt seit Jahren. Nun ist Gauthier auch noch zum Publikumsliebling der Oper geworden. Sein Debüt als Regisseur eines Musiktheaters schlug voll ein. Bei der opulenten Barock-Show „La Fest“ bezieht er, wie bei ihm üblich, im Prolog die Zuschauer immer wieder mit ein. Es gelingt ihm, ein neues Publikum ins Opernhaus zu locken – sofern man Karten bekommen kann.

Fast alle Vorstellungen sind ausverkauft (auch an Silvester gibt’s eine Show) – wie auch die Weihnachtsauftritte von Gauthier Dance im Theaterhaus. Stress kann den Tausendsassa aus Montreal nicht stoppen. Weihnachten ohne den weltbesten Zirkus auf dem Wasen kann er sich nicht vorstellen.

Deshalb hat der Choreograf mit seinen drei Kindern eine Vorstellung besucht (auch Jason Reilly vom Stuttgarter Ballett, der „Tänzer des Jahres“, kommt an seinem spielfreien Samstag noch). Zirkuschef Dalien Cohen, der Schwiegersohn von Henk van der Meijden, dem Gründer des Weltweihachtscircus, ist Gauthiers Buddy geworden. Da ist beim Besuch natürlich ein Foto fällig mit weiteren Zirkuskünstlern wie Angelina Richter (Ungarische Post) und Laura Miller, der schwebenden Nixe im und über dem Wasser.

„Zirkus, Oper und Tanz haben eine wichtige Gemeinsamkeit“, sagt Gauthier: Entertainment in welcher Form auch immer mache stark für harte Zeiten. Man könne Energie tanken und das Leben trotz allem feiern.

„ Die Show auf dem Wasen ist spektakulär, witzig und absolut sehenswert“, schwärmt Eric Gauthier. Das Ensemble ist international. Für ein Gastspiel im Weltweihnachtscircus Stuttgart, das in der der Branche als Auszeichnung gilt, sind sie gern bereit, Weihnachten ohne die eigene Familie zu feiern.

An Heiligabend ist spielfrei. Zirkuschef Dalien Cohen wird einen sehr langen Tisch im Foyer des Zeltes für 150 Personen aufstellen lassen sowie ein italienisches Büffet. Da geht’s gewohnt lustig und laut zu, man singt gemeinsam Weihnachtslieder der Welt.

Nicht nur mit der eigenen Familie ist Weihnachten schön. Viele wählen dafür ihre Freunde, die sie als Wahlverwandten lieben.

Dalien Cohen freut sich, wenn am zweiten Weihnachtsfeiertag seine Frau Elisa van der Meijden mit den Kindern kommt – auch die Seniorchefs Henk van der Meijden und Monica Strotmann sind dabei. Alle hatten in Amsterdam zu tun, wo die Familie einen zweiten, kleineren Weltweihnachtscircus im über 100 Jahre alten Theater Carré betreibt.

Auch im Friedrichsbau Varieté sind an Heiligabend die Künstler allein im Haus. Wirt Michael Schmücker und Intendant Timo Steinhauer überlassen ihnen die Küche und die Räume. Erst wird gemeinsam gekocht und dann gefeiert. Das Theater bietet ein Zuhause wie La Famiglia.

Zu guter Letzt ein herzlicher Gruß: Die schwäbische Comedy-Frau Petra Binder von Dui do ond de Sel vermisst ihre Fans – und die Fans vermissen sie. Seit zwei Monaten kann sie aufgrund einer schweren Erkrankung nicht mehr auftreten und wird weitere Monate ausfallen. Nach einem längeren Reha-Aufenthalt ist sie jetzt zur Familie zurückgekehrt und „auf dem Weg der Besserung“, wie sie uns sagt. Ihr größter Wunsch ist die Rückkehr auf die Bühne zu Doris Reichenauer, die vorerst als Solokünstlerin unterwegs ist, manchmal mit Kollegen.

Wir wünschen eine rasche Genesung, liebe Petra Binder – und allen anderen auch, die krank sind! Frohe Weihnachten!