Der 28-jährige Filmemacher Jan Capar aus Backnang verzichtet auf eine Reise zu einem Filmfestival nach Los Angeles. Er bereitet sich lieber auf sein Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg vor.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Von Biberach nach Frankfurt, dann ins italienische Rimini, ins slowakische Kosice, nach Skopje in Mazedonien, nach Bukarest in Rumänien und schließlich nach Paris – das klingt nach einem aufregenden und kurzweiligen Reiseplan für junge und entdeckungsfreudige Menschen. Und jung und entdeckungsfreudig ist der 28-jährige Backnanger Jan Capar. Doch diese Reise ist er nicht selbst angetreten, er hat seinen Animationsfilm „Fuchskind“ auf diese Route geschickt zu diversen Filmfestivals vor Ort.

 

Unterwegs auf vielen Festivals

Das Ziel ist klar: Um zeigen zu können, was sie so drauf haben, müssen junge Menschen mit ihrer Kunst möglichst viel in der Welt unterwegs sein. Aber wenn man da für einen Ausnahmemoment gesorgt hat, ist das der Aufwand wert. Im oberschwäbischen Biberach etwa gibt es ein sehr traditionsreiches Filmfestival. Doch in der mehr als 40-jährigen Geschichte des Festivals war „Fuchskind“ der erste Animationsfilm, der dort zu sehen war. In Rimini war dies der einzige Beitrag aus Deutschland in der Studentensektion.

Bisheriger Höhepunkt war Los Angeles, jetzt mit seinem jüngsten Film „Der erste Gärtner“. Dort veranstaltet die Organisation New Filmmakers Los Angeles immer wieder Filmfestivals von regionaler bis zu internationaler Bedeutung. In dieser Stadt natürlich vor den Augen der Talentsucher der Filmriesen wie Warner Bros, Discovery, HBO, Sony Pictures und anderen aus dieser Liga. Und da war „Der erste Gärtner“ jetzt beim August-Festival der einzige Filmbeitrag aus Deutschland, zudem der einzige Film in der Stop-Motion-Technik und der einzige Studentenfilm. Und ein Motiv aus dem „Gärtner“-Film hat Werbung gemacht für das Festival auf einem Plakat.

Vorbereiten auf die Ludwigsburger Filmakademie

Natürlich hätte Jan Capar nach Los Angeles jetten können, um sich feiern zu lassen an diesem einen Abend. Aber er ist lieber in Backnang geblieben, damit er für sein nächstes Herzensprojekt möglichst gut vorbereitet ist, das jetzt im September beginnt: der Beginn des Studiums an der Filmakademie Ludwigsburg. „Darauf freue ich mich schon sehr. Denn es war schon ziemlich schwierig, da überhaupt aufgenommen zu werden. Die Hürden sind hoch. Hier gibt es ja einen eigenen Lehrstuhl für Trick- und Animationsfilm. Der Leiter Andreas Hykade ist international bekannt. Und ich habe hier viele Kommilitonen, die sich auch mit Tricktechnik beschäftigen.“ Damit hat sich Capar auch die vergangenen sechs Semester an der Hochschule Darmstadt beschäftigt. Capar: „Man hat mir da freie Hand gelassen.“ Das lag freilich vor allem daran, dass es dort derzeit keine Lehrkräfte gibt, die mit Trick oder Animation zu tun haben.

Einerseits ist das ja eine feine Sache, frei an der eigenen Sache an einer Uni arbeiten zu können. Aber da fehlt die Auseinandersetzung mit anderen, die Reibung, das gegenseitige Helfen. Und helfende Hände kann Capar gut gebrauchen, denn die Technik, die er verwendet, ist sehr arbeitsintensiv: In der Stop-Motion-Technik werden Menschen, Wesen, Gegenstände und Kulissen real erstellt in einer Miniaturform. Die Figuren für den Film müssen sehr beweglich sein: eine Bewegung des Arms, davon ein Foto, eine weitere kleine Bewegung, das nächste Foto. So entsteht in der Aneinanderreihung der vielen Einzelfotos ein Stop-Motion-Film ohne Computeranimation, ohne schablonenhafte Zeichnungen. Ein Klassiker dieser Technik sind etwa die ersten King-Kong-Filme.

Im alten Gerber-Viertel von Backnang

Dieser ganze Produktionsprozess findet nach wie vor in Backnang statt. Der Vater hilft mit beim Aufbau der Szenerie und dem Entwickeln der Figuren, der Ton kommt hier dazu, dann das Filmen, die Animation. Das Ganze geschieht in einem Atelier im alten Gerberviertel, da werden Vater und Sohn auch immer wieder fündig in Sachen Ausstattungsdetails.

Ein Hiesiger, dem das gefällt, ist der Musiker Mike Janipka. Er hat Jan Capar mit einem Video beauftragt zu seinem Song „Wir zwei in orangenen Hosen“, dazu läuft gerade eine Crowdfunding-Aktion, das nächste Projekt ist bereits in Planung. Und das passt ja auch ganz gut: die intimen, poetischen Songs von Janipka, dazu die geheimnisvolle, surreale Bildwelt von Jan Capar.

Unbedingt in Ludwigsburg studieren

Und mit dem Studium an der Filmakademie Ludwigsburg ergibt sich für Capar vielleicht auch die Möglichkeit, an einem weiteren renommierten Filmfestival teilnehmen zu können: dem internationalen Trickfilmfestival in Stuttgart. Capar schwärmt: „Da werden nicht Semester-Abschlussarbeiten gezeigt. Da sind dann die Filme zum Studienabschluss zu sehen, die professionell aufbereitet werden.“ Auch die amerikanischen Talentsucher aus Los Angeles hätten ihn ermutigt, unbedingt in Ludwigsburg zu studieren.