Infektionen mit Vibrionen können tödlich enden. In Florida sind jetzt fünf Menschen nach einem Bad im Meer an den Folgen der Ansteckung mit dem Killer-Keim gestorben. Auch in der Ostsee breitet sich das Bakterium in den Sommermonaten aus.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Im US-Bundesstaat Florida sind fünf Menschen gestorben, nachdem sie sich bei einem Bad an der Küste von Tampa Bay eine Keim-Infektion zugezogen haben. Bei dem Erreger handelt es sich demnach um das Bakterium „Vibrio vulnificus“, das immer wieder auch schon in der Ostsee nachgewiesen wird und auch als Killer-Keim bezeichnet wird.

 

Es ist nicht das erste Mal in dem südwestlichen US-Bundesstaat, dass Menschen mit dem gefährlichen Keim in Kontakt kommen. Seit Jahresanfang sind laut Behörden bereits 26 Fälle von Vibrionen-Infektionen gemeldet worden. 2022 gab es insgesamt 74 Fälle, von denen 17 tödlich endeten, wie US-Medien berichten.

Wo sind Vibrionen verbreitet?

Die Bakterien kommen vielen Regionen der Welt vor. Die Killer-Keime breiten sich vor allem in wärmerem Meerwasser aus, das einen niedrigen Salzgehalt von 0,5 Prozent oder weniger aufweist.

Neben der Küste Floridas zählt inzwischen auch die deutsche Ostsee zu den Orten, an denen die Vibrio-Keime verstärkt auftreten. Besonders betroffen sind Buchten und Flussmündungen.

Wie äußerst sich eine Vibrionen-Infektion?

Das Bakterium „Vibrio vulnificus“ kommt natürlicherweise in Meer- und Brackwasser vor. Nach Angaben des Landesamtes für Gesundheit und Soziales von Mecklenburg-Vorpommern (Lagus) ist seit 1994 bekannt, dass Vibrionen in der Ostsee vorkommen. Im Sommer 2003 wurden den Gesundheitsbehörden in Ostvorpommern zwei schwere Wundinfektionen gemeldet, von denen eine tödlich verlief.

Die Stäbchenbakterien vermehren sich stark bei anhaltenden Wassertemperaturen über 20 Grad. Sie können über Hautverletzungen in den Körper eindringen und zu einer Sepsis (Blutvergiftung) sowie einer sogenannten nekrotisierenden Fasziitis führen. Dabei handelt es sich um eine schwere Infektion der Haut, bei der sich die Oberschicht der Haut und das umliegende Gewebe rund um eine Wunde auflösen und absterben.

Symptome einer Infektion sind etwa starker lokaler Schmerz, Fieber und Schüttelfrost. Wer mit Vibrionen kontaminierte Meeresfrüchte isst, die roh oder nur wenig gegart sind, oder kontaminiertes Meereswasser schluckt, kann sich eine Magen-Darm-Erkrankung zuziehen. Behandelt werden die Infektionen in der Regel mit Antibiotika.

Warum sind Vibrionen in der Ostsee verbreitet?

Erkrankungen durch diese Bakterien sind in Deutschland sind nach wie vor sehr selten. Nach Angaben von Experten könnte sich der Erreger aber aufgrund des geringen Salzgehalts und des Klimawandels an der Ostseeküste ausbreiten. Auch in Meerestieren wie Garnelen wurden die Erreger nachgewiesen.

Die Zahl sommerlicher Vibrionen-Infektionen könnte in den kommenden Jahren in Folge der globalen Erwärmung insbesondere an der Ostseeküste weiter zunehmen. Grund dafür sind steigende Wassertemperaturen etwa der Meere und in Flussmündungen. Sie erleichtern den salztoleranten Bakterien die Ausbreitung.

Wer ist durch eine Vibrionen-Infektionen besonders gefährdet?

In den vergangenen Jahren lag die Zahl bekannter Erkrankungen in Deutschland laut Eckhard Strauch, Leiter des Konsiliarbüros für Vibrionen des Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), im ein- oder niedrigen zweistelligen Bereich. Wie viele Menschen sich in diesem Jahr infizieren werden, hänge vom Wetter ab. Vereinzelt sei es in den vergangenen Jahren zu Todesfällen gekommen.

Junge und gesunde Erwachsene erkranken laut Robert Koch-Institut (RKI) nur selten an einer Vibrionen-Infektion. Gefährlich sind die Bakterien demnach vor allem für ältere sowie immungeschwächte Personen. Menschen mit Vorerkrankungen wie Diabetes, Lebererkrankungen oder Krebs hätten ein erhöhtes Risiko für eine Erkrankung und einen schweren Krankheitsverlauf.