Viele Lehrkräfte an Gemeinschaftsschulen arbeiteten an der Belastungsgrenze, das ist eines der Ergebnisse einer Umfrage, an der sich rund 730 Lehrerinnen und Lehrer beteiligt haben. Von dem pädagogischen Konzept sei die Mehrheit aber überzeugt.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Sie stehen hinter der Idee der Gemeinschaftsschule, aber arbeiten an der Belastungsgrenze – laut einer Umfrage des Landesverbands des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) fühlt sich die Mehrheit der Lehrkräfte an Gemeinschaftsschulen stark belastet. So antworteten 76,88 Prozent der Befragten, dass ihre Arbeitsbelastung „sehr hoch und nahe an der Belastungsgrenze“ sei, weitere knapp 20 Prozent stuften sie als „hoch“ ein. Mehr als die Hälfte der Befragten überlegten, die Schulart deshalb zu wechseln.

 

An diesem Montag hat der Verband die Ergebnisse der Umfrage vorgestellt. An dieser haben sich 734 Lehrerinnen und Lehrer im April beteiligt. Die meisten der Befragten (56,4 Prozent) sind schon länger als fünf Jahre an einer GMS. Im VBE sind vor allem Lehrkräfte an Grund-, Haupt-, Förder- sowie Gesamt- und Gemeinschaftsschulen organisiert.

Die Ergebnisse deckten sich mit den Rückmeldungen, die sie schon zuvor aus der Praxis erhalten hätten, so der stellvertretende Landesvorsitzende des VBE, Dirk Lederle. Er fordert dringend Entlastung für das pädagogische Personal an der Gemeinschaftsschule. Gerade die Zahl der Wechselwilligen lasse aufhorchen, meinte Lederle. Natürlich heiße das nicht, dass dieser Schritt auch vollzogen werde. Aber ein Wechsel sei wegen des allgemeinen Lehrermangels leichter geworden. „Da könnte noch einiges auf uns zukommen“, so der Verbandsvertreter.

Mehr Personal an ihrer Schule wünschen sich fast alle

Sein Verband stehe hinter der Schulart, die einen wichtigen Beitrag für die Bildungslandschaft leiste. Die Lehrkräfte an einer GMS seien zudem „überproportional engagiert“. Die Gemeinschaftsschulen trügen zudem die Hauptlast der Inklusion. 62 Prozent der Befragten finden der Umfrage zufolge die pädagogischen Grundideen der Gemeinschaftsschule richtig. Immerhin 9,45 Prozent der befragen Lehrkräfte halten diese aber auch für ungeeignet.

Auch Lösungsmöglichkeiten kommen bei der Vorstellung der Ergebnisse zur Sprache. Fast alle der Befragten wünschen sich – wenig überraschend – mehr Personal an ihrer Schule, gefolgt von kleineren Klassen. Man könne aber auch an kleineren Stellschrauben drehen – auch das mache etwas aus, so Lederle.

Relativ einfach könnte man zum Beispiel über die Lernentwicklungsberichte für Entlastung sorgen. Derzeit müssen zwei Berichte verfasst werden: einer zum Halbjahr und einer zum Schuljahresende.

Die Mehrheit der befragten Lehrer begrüßte den Vorschlag des Verbands, zum Halbjahr keinen ausführlichen Bericht mehr zu verfassen. Diesen könnte das Protokoll des Elterngesprächs zum aktuellen Lernstand des Kindes ersetzen.

Lerncoaching ist wichtiger Teil des Konzepts

Die Einführung der Gemeinschaftsschulen erfolgte in Baden-Württemberg zum Schuljahr 2012/13. Es handelt sich um Ganztagsschulen, in denen Schülerinnen und Schüler auf allen drei Niveaus unter einem Dach lernen. Wenn es eine Oberstufe gibt, können auch alle drei Schulabschlüsse abgelegt werden. Das ist aber nur bei einem Bruchteil der 320 Schulen der Fall.

Wichtiger Teil des pädagogischen Konzepts ist das Lerncoaching – jeder Schülerin und jedem Schüler steht eine Lehrkraft zur Seite, die seine Lernentwicklung begleitet. In der Praxis gaben 46 Prozent der Lehrkräfte in der VEB-Umfrage an, das Coaching finde an der eigenen Schule weniger als einmal im Monat statt.