Ludwigsburg ist eng verbunden mit Markennamen wie Caro, Kathreiner oder Nescafé. Das drohende Ende des Nestle-Werkes würde auch das Ende einer fruchtbaren Partnerschaft mit der Stadt bedeuten.

Ludwigsburg - Die Geschichte des Landkaffees ist untrennbar verbunden mit der Geschichte der Firma Franck, die sich vor 150 Jahren in Ludwigsburg niederließ. Der Neubau der Zichorienfabrik Heinrich Franck Söhne in der Barockstadt bedeutete für das Unternehmen den Schritt vom provinziellem Zichorienanbau zur bald größten Kaffeefabrik Deutschlands.

 

Ludwigsburg verdankt der Frank’schen Rösterei wirtschaftlichen Aufschwung und den Ruf als Hauptstadt der „Chichoria“, aus deren getrockneten und gemahlten Wurzel der Ersatzkaffee gewonnen wird. Die Unternehmensgeschichte reicht zurück in die Zeit Friedrichs des Großen, der Bohnenkaffee mit hohen Steuern belegt und schließlich den Genuss des „Türkentrankes“ ganz verboten hat.

Dadurch verhalf er dem Landkaffee aus Gerste, Gerstenmalz, Roggen und Zichorie zum Durchbruch. Der Bedarf nach dem preiswerten Landkaffee stieg, so dass bereits um 1760 die ersten Fabriken zur Herstellung des „Deutschen Kaffees“ ihre Tore öffneten. Johann Heinrich Franck, Inhaber einer Konditorei und eines Gewürzladens in Vaihingen/Enz, stellte 1828 erstmals Kaffee aus Zichorien her und gründete in dem Jahr die Fabrik Heinrich Franck.

Gute Mischung: Zichorie, Gerste, Malz und Roggen

Er verkaufte die gemahlene Wurzel nicht in reiner Form wie die anderen Firmen, sondern mischte Gerste, Malz und Roggen mit dazu. Die Pflanze ist es auch, die für den charakteristischen Duft verantwortlich ist, der aus der Rösterei an der Pflugfelder Straße in die Luft steigt. Von den Einheimischen wird er das „Ludwigsburger Gschmäckle“ genannt.

Nach dem Tod des Firmengründers wurde die Fabrik also 1868 von den Söhnen nach Ludwigsburg verlagert. Ausschlaggebend für den neuen Standort war der direkte Eisenbahnanschluss. Bis zu zehn Lastwagen und drei Bahnwaggons werden täglich beladen. Hier werden nach wie vor die bekannten Marken Caro, Kneipp Malzkaffee und Kathreiner Malzkaffee sowie Linde’s produziert. Auch die Nescafé-Spezialitäten werden aktuell noch hergestellt.

Drei Generationen guter Partnerschaft

Schon zu Beginn arbeiteten 300 Menschen in dem Werk. Zwischen der Barockstadt und dem Unternehmen entwickelte sich eine besondere Beziehung über drei Generationen hinweg. Der Firmengründer, die Söhne Hermann und Wilhelm und der Enkel Robert Franck galten als unermüdliche Förderer der Stadt und deren öffentlichen Einrichtungen sowie der sozial Schwachen. Unter anderem stifteten sie den Bau der Musikhalle in Ludwigsburg und unterstützen Arme, Kranke und Schüler.

Der gute Ruf der Familie und der Frank’schen Produktion verbreiteten sich schnell, bis zum Ersten Weltkrieg wuchs die Firma zu einem Imperium heran, das über 27 Fabriken in elf Ländern verfügte. Die Maxime von Johann Heinrich Frank ist noch heute in dem Werk auf Plakaten zu lesen: „Ich werde Sie stets guth und redlich bedienen.“ Heinrich Frank Söhne war zur Weltfirma aufgestiegen. Auch wenn wegen der Weltkriege die Firma besonders mit Rohstoffmangel zu kämpfen hatte, so ging es doch weiter aufwärts. Dann ein Neubeginn durch die Fusion mit Kathreiner’s Malzkaffee-Fabriken im Jahr 1943.

Seit 1954 gibt es den Caro-Landkaffee

Die Firma Franck & Kathreiner entwickelte neue Produkte im Kaffeemittelgeschäft, und kurze Zeit später kam 1954 unter anderem der „Caro“ auf den Markt, der lösliche Landkafffee. Zugute kam der Firma, dass das Werk in Ludwigsburg während des Zweiten Weltkrieges kaum beschädigt wurde. Die Firma erweiterte ihr Sortiment 1964 um das Feinkostgeschäft und änderte den Firmennamen in Unifranck Lebensmittelwerke. 1971 trat Unifranck Nestlé bei.

Kein Käufer des Geländes in Sicht

Das bekannte „Ludwigsburger Gschmäckle“ ist dank neuer umweltfreundlicher Technik längst nicht mehr so intensiv. Aber je nach Windlage gehört der geröstete Zichorienduft zum Stadtbild. Bald wird der Geruch komplett weichen, wenn die Caro-Produktion nach Portugal verlagert wird. Was mit dem 20 000 Quadratmeter großen Areal nach der Verlagerung passieren soll, ist noch offen. „Momentan gibt es noch keine Aussicht auf Käufer des Geländes“, erklärt ein Sprecher der Stadtverwaltung.