Das Familienunternehmen aus Waldenbuch reagiert auf die gestiegenen Weltmarktpreise für Haselnüsse und Kakao. Trotz eines Umsatzanstiegs von fast zehn Prozent schreibt Ritter Sport für 2015 nur eine schwarze Null.

Stuttgart - Ein Rekord, eine neue Spitzenposition, aber so gut wie kein Gewinn. Auf diese Schlagworte lässt sich das Geschäftsjahr 2015 für den Schokoladenhersteller Ritter Sport zusammenfassen. Das Familienunternehmen aus Waldenbuch (Landkreis Böblingen) konnte seinen Umsatz im vergangenen Jahr um gut neun Prozent auf 470 Millionen Euro steigern. Ein neuer Rekordwert. Außerdem ist es dem Mittelständler gelungen, Milka (Mondelez) von der Spitzenposition im deutschen Tafelschokoladenmarkt zu verdrängen. Mit einem Marktanteil von 22,8 Prozent (Vorjahr: 20,6 Prozent) übernahm Ritter Sport erstmals die Marktführerschaft.

 

In Deutschland, wo das Unternehmen zwei Drittel seines Jahresumsatzes erzielt, legten die Erlöse um rund zehn Prozent zu. Noch stärker fiel das Wachstum in Italien (plus 15 Prozent) und Dänemark (plus zwölf Prozent) aus. Auf dem russischen Markt konnte Ritter seine Umsätze nur durch gravierende Preiserhöhungen stabil halten. Mengenmäßig büßte der Schokoladenproduzent auf dem russischen Markt rund 17 Prozent ein. Vor allem die starke Abwertung des Rubel hemmt die Kauflust der Russen.

Die UVP für Nuss-Sorten steigt von 99 Cent auf 1,29 Euro

Sorgen bereitet den Verantwortlichen in Waldenbuch auch die weiterhin angespannte Ertragslage: „Wir schließen 2015 voraussichtlich nur mit einer schwarzen Null ab“, erklärte Geschäftsführer Andreas Ronken am Donnerstag. Vor allem die Rohstoffpreise für Haselnüsse und Kakao belasten das Ergebnis. Zwar habe der Nusspreis nach seinem Allzeithoch von 2014 Ende vergangenen Jahres wieder etwas nachgegeben, so Ronken. Er liege mit rund elf Euro pro Kilogramm aber immer noch deutlich über dem langjährigen Mittel von 6,50 Euro. Ritter Sport verarbeitet jährlich etwa 5000 Tonnen Nüsse, die zu 80 Prozent aus der Türkei importiert werden. Die Mehrkosten durch den hohen Haselnusspreis bezifferte Ronken 2015 in einem StZ-Interview auf 25 bis 30 Millionen Euro.

Als Reaktion auf die angespannte Ertragslage hebt der Produzent seine Verkaufspreise an. Zum ersten Mal wird für die quadratischen Tafeln nicht mehr eine einheitliche unverbindliche Preisempfehlung (UVP) gelten. Während die sechs verschiedenen Voll-Nuss-Sorten der neuen Produktkategorie „Nuss-Klasse“ mit der UVP von 1,29 Euro an den Handel abgegeben werden, liege der neue Preis für die übrigen 22 Sorten der Kategorie „Bunte Vielfalt“ 20 Cent darunter bei 1,09 Euro. Bisher galt über alle Sorten hinweg eine unverbindliche Preisempfehlung von 99 Cent.

Experten erwarten weiter steigende Kakaopreise

Auch der Kakaopreis werde voraussichtlich weiter steigen, befürchtet Geschäftsführer Ronken. Verantwortlich dafür seien schlechte Ernten, die von Experten infolge des Wetterphänomens El Nino erwartet werden. Die Tatsache, dass Ritter Sport verstärkt in nachhaltig angebauten Kakao investiert, lässt die Kosten zusätzlich steigen. „Wir engagieren uns seit über 25 Jahren für nachhaltigen Kakaoanbau und nehmen inzwischen auch beim Verbraucher eine größere Sensibilität für dieses Thema wahr“, erklärte Ronken. Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass Nachhaltigkeit Geld koste. „Wer als Verbraucher will, dass es den Menschen am Beginn der Wertschöpfungskette besser geht, muss auch bereit sein, für Lebensmittel mehr Geld auszugeben.“

Das Familienunternehmen baut derzeit eine eigene Kakaoplantage in Nicaragua auf, um sich unabhängiger von den internationalen Rohstoffmärkten zu machen. Eine neue Kooperation mit dem französischen Zulieferer Cémoi soll es Ritter zudem ermöglichen, auch in der Elfenbeinküste die Herkunft des Kakaos bis zum Erzeuger zurückzuverfolgen.