Hermann Färber macht dem langjährigen CDU-Abgeordneten Klaus Riegert die Nominierung streitig. Am 28. September wählen die Mitglieder.

Göppingen - Am 28. September nominiert die CDU im Kreis Göppingen ihren Kandidaten für die Bundestagswahl im kommenden Jahr. Bis vor kurzem dürfte kaum jemand daran gezweifelt haben, dass dies ein routinierter Abend würde, an dem der 52-jährige Klaus Riegert, der seit 20 Jahren Bundestagsabgeordneter der CDU im Wahlkreis Göppingen ist, erneut unangefochten von den Mitgliedern nominiert wird. Doch nun teilt der Kreisvorstand mit, dass sich auch der Landwirtschaftsmeister Hermann Färber aus Böhmenkirch bewerbe.

 

Nichts gegen Klaus Riegert

Es handelt sich um den Vorsitzenden des Kreisbauernverbands (seit 1999). Wie ernst dem 49-Jährigen die Sache ist, belegt auch die Tatsache, dass er Anfang dieses Jahres in die CDU eingetreten ist. Allerdings saß er als parteiloses Mitglied der CDU-Fraktion bereits von 2004 bis 2009 im Kreistag. Dann war er aus beruflichen Gründen nicht mehr angetreten. „Aber jetzt steht mein Sohn als Nachfolger im Betrieb parat“, sagt Färber gegenüber der StZ.

Seine Kandidatur will er nicht als Affront gegen Klaus Riegert verstehen. „Es ist doch schön, dass die Mitglieder eine Wahl bekommen. Und wenn Klaus Riegert dann trotz einem Gegenkandidaten nominiert wird, ist das doch eine Bestätigung für seine Arbeit“, sagt Färber und lässt damit durchaus politisches Talent aufblitzen. Immerhin übt er sich seit Jahrzehnten in den Vorständen diverser landwirtschaftlicher Berufsverbände auf Kreis- und Landesebene.

Einer, der noch mit den Händen schafft

Dennoch sieht er sich als Unternehmer und zwar einen, „der noch mit den Händen schafft“. Und so wurmt es ihn schon, dass nur „wenige Leute aus der Praxis im Bundestag sitzen“. Er sei zudem einer von denen, die hautnah spürten, wie Politik in der Praxis ankomme. Da würde er gerne mehr mitmischen. „Einfache Lösungen habe ich für den Bundeshaushalt, Afghanistan oder die Eurokrise auch nicht parat, aber eines ist klar: im Kreis Göppingen hängt vieles vom Verkehr und von der Wirtschaft ab. Diese Themen sind auch für mich wichtig“, sagt Färber. Frischen Wind verspricht er und ein bisschen mehr „Bodenständigkeit und Realismus“.

Das geht schon ein wenig gegen Riegert, dem vor allem angekreidet wird, vor Ort nicht sehr präsent zu sein. 1992 war er für Claus Jäger in den Bundestag gerückt und hat seither stets das Direktmandat im CDU-beherrschten Kreis Göppingen geholt, zuletzt mit deutlich mehr Stimmen für seine Person, als die CDU bekam. Doch von seiner Arbeit als sportpolitischer Sprecher seiner Fraktion sowie als Mitglied der Ausschüsse für Sport, Familie, Senioren, Frauen und Jugend oder für Entwicklung ist wenig zu hören.

Riegert ist überrascht

Ein wenig überrascht sei er schon von der Kandidatur Färbers, räumte Riegert ein. Eine Krise im Kreisverband könne er nicht erkennen – anders als vielleicht noch vor elf Jahren, als ihm die CDU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Nicole Razavi erfolglos die Nominierung streitig gemacht hatte. Razavi selbst bewertet den Vorgang wie Riegert als völlig normal bei Mandaten auf Zeit. „Das ist der beste Beweis dafür, dass die CDU im Kreis gesund ist und lebt“, kommentiert sie die Bewerberlage. Mit Riegerts Arbeit sei man keineswegs unzufrieden. Riegert räumt aber ein, dass man ihm vielleicht vorwerfe, er habe den Anschein eines kleinen Durchhängers erweckt, nachdem er mit seiner Scheidung eine private Krise durchlebt habe. Diese sei aber gemeistert, und so sehe er keinen Grund, seine gute Arbeit für den Kreis und in Berlin nicht fortzuführen.