Die grün-schwarze Koalitionskrise ist vorerst beigelegt. Sie macht nicht Appetit auf mehr davon, kommentiert StZ-Autor Reiner Ruf.

Stuttgart - Zu den Kalenderweisheiten einer jeder Regierungskoalition gehört der Spruch: Man muss auch gönnen können. So gesehen haben die Grünen im Land jetzt die Gelegenheit, Charakterstärke zu zeigen. Mit den zusätzlichen Messstellen und diversen Straßen- und Fassadenbeschichtungen kann die CDU einen Erfolg erzielen, von dem sich zwar noch nicht sagen lässt, dass er Euro-5-Fahrverbote in Stuttgart verhindert, der aber dennoch aufs eigene Konto einzahlt und nicht auf das der Grünen. Im Kommunalwahlkampf werden die Christdemokraten diese vor allem gegen Verkehrsminister Winfried Hermann gewonnene Bataille zu feiern wissen. Auch hat sich der CDU-Landeschef Thomas Strobl vorerst Luft verschafft. Ob diese eine Tat jedoch all Zweifler in seiner Partei zufriedenstellt, ist zu bezweifeln.

 

Für Ästheten war diese Koalitionskrise ohnehin ein Graus. Strobl schauspielerte in Brandreden gegen Hermann den erbosten Verteidiger des kleinen Dieselfahrers, nachdem er zuvor ein Dreivierteljahr den Verkehrsminister in dessen Nichtstun gewähren ließ – schläfrig wie ein alternder Hauskater, den keine Maus mehr vom Ruhekissen locken kann. Nachdenklich stimmt, dass es erst die Fahrverbote waren, die in Stuttgart die Bereitschaft wachsen ließ, mehr für den öffentlichen Nahverkehr – Stichwort Tarifreform – zu tun.