Das Geschwister-Scholl-Gymnasium in Stuttgart-Sillenbuch soll größtenteils neu gebaut werden. Das Konzept sieht einige Innovationen vor. Die kalkulierten Kosten allerdings sind noch einmal gestiegen.
Sillenbuch - Innovativ und experimentell wird’s, multifunktional wird’s, aber auch richtig teuer. Den Sillenbucher Bezirksbeiräten sind die neuen Planungen zum Großprojekt Geschwister-Scholl-Gymnasium (GSG) vorgelegt worden. Im Juli 2018 hatte der Gemeinderat beschlossen, das baufällige und längst zu klein gewordene 70er-Jahre-Gebäude in Teilen abzureißen und Neubauten zu errichten sowie Teile im Bestand zu sanieren. Seither hat eine Projektgruppe, bestehend aus Schulvertretern, Eltern, Schülern und städtischen Fachleuten, über einer räumlichen und pädagogischen Konzeption gebrütet, die fürs weitere Vorgehen die Grundlage bilden wird.
Gelernt wird künftig in Clustern
Herausgekommen ist ein innovatives und variables Raumprogramm. Um das GSG dauerhaft fünfzügig laufen zu lassen, wird eine Programmfläche von 6158 Quadratmetern benötigt, haben die Workshops ergeben. Größte Veränderung: Das neue GSG soll sogenannte Jahrgangscluster beherbergen. Gemeint ist damit, dass Klassen-, Lager-, Lehrer- und Freiräume im Verbund und möglichst ohne Türen um eine offene Lernzone angeordnet werden. „Die Cluster ermöglichen ein freies Arbeiten, zum Beispiel in gemischten Gruppen“, erklärte der Schulleiter Andreas Hamm-Reinöhl. Überdies sollen zehn multifunktionale naturwissenschaftliche Fachräume vorgesehen werden. Neue Kunst- und Musikräume sollen mit Anschluss an die gemeinsame Mitte angeordnet werden. Die soll in Form der jetzigen Aula erhalten bleiben, lautet ein Wunsch, und mit ihr der Innenhof samt Mammutbaum sowie der Schulgarten. Die Themen Inklusion und Ganztag sind ebenso eingeplant worden, erläuterte er. Umgesetzt werden soll alles in einer nachhaltigen Bauweise. „Ich denke, dass der Schulbau beispielgebend sein muss“, sagte der Rektor.
Gregor Gölz vom Hochbauamt lobte gerade die Cluster-Konzeption ohne Türen als innovativ. „Das ist spannend, das haben wir so noch nicht gebaut.“ Er sprach von einer „sehr, sehr guten Grundlage für einen Architektenwettbewerb“. Und auch den Bezirksbeiräten gefiel, was sie sahen. Besonders der experimentelle Ansatz und die Einbindung der Schulgemeinschaft wurden positiv bewertet. Zusätzlich wollten mehrere Fraktionen ein ausgeklügeltes Energiekonzept installiert wissen.
Die Kosten sind noch einmal deutlich gestiegen
Die veranschlagten Gesamtkosten von 75,5 bis 80,5 Millionen Euro ließ einige aber schlucken. Ulrich Storz (SPD) erinnerte daran, dass man 2017 von plus, minus 50 Millionen für eine reine Sanierung beziehungsweise einen reinen Neubau ausgegangen war. „Da wundert man sich schon, was noch dazugekommen ist und noch dazukommen wird“, sagte er. Laut Gregor Gölz kann man die einstigen und die neuen Zahlen aber nicht vergleichen. Hauptgrund: In die bis zu 80 Millionen Euro sei bereits unter anderem eine Baupreisentwicklung von fünf Prozent pro Jahr bis etwa 2025 oder 2026 eingerechnet, dies sei also der zu erwartende Endpreis.
Am 15. und am 16. Oktober sollen erst der Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik und dann der Verwaltungsausschuss den Beschluss fassen, danach soll das Projekt ins Vergabeverfahren mit integriertem Architektenwettbewerb starten, bei dem ein Schulvertreter auch als beratendes Jurymitglied eingezogen werden soll. Im Herbst 2021 könnte nach aktuellem Stand der konkrete Planungsbeginn sein, und Mitte/Ende 2024 könnte dann tatsächlich der Bau starten.