Die Serie an Bränden im Kreis Ludwigsburg reißt nicht ab. Am Wochenende hat sind eine Betriebshalle und drei teure Autos abgebrannt.

Bietigheim-Bissingen - Bei Feuerwehr und Polizei ist es am Samstag im Kreis Ludwigsburg heiß hergegangen: Zwischen 4.15 und 5.50 Uhr schrillte der Alarm gleich vier Mal. Der gravierendste Fall: eine Halle der Firma Dürr Dental in Bietigheim-Bissingen brannte vollständig nieder. Verletzt wurde niemand. Kurz nach dem Alarm wegen des Feuers in der Halle waren drei brennende Autos gemeldet worden.

 

Die Polizei vermutet, dass in allen vier Fällen vorsätzlich gezündelt worden war. Die zwei Brände in Bietigheim-Bissingen könnten gar einer im vergangenen Herbst begonnenen Brandstiftungsserie zuzuordnen sein, von der bisher nur Autos betroffen waren. Bei einem Fall in Steinheim an der Murr ist es noch zu früh für eine Einordnung, ein Brand in Markgröningen hat wohl nichts mit der Serie zu tun.

Bevölkerung durch Rauch nicht gefährdet

In Bietigheim-Bissingen ist in dieser Nacht ein Schaden in Höhe von insgesamt mindestens 1,1 Millionen Euro an der Fabrik für Dentalprodukte und bei dem Autohaus entstanden. Feuermelder hatten gegen 4.15 Uhr in dem Betrieb im Industriegebiet Büttenwiesen Alarm ausgelöst. Bereits wenige Minuten später stand die Halle lichterloh in Flammen. In dem offenen Gebäude befanden sich der Wareneingang, das Materiallager und Büroräume. Nur durch „den massiven Löscheinsatz“, an dem 140 Einsatzkräfte von mehreren Feuerwehren beteiligt waren, sei es gelungen, ein Übergreifen des Feuers auf das Hauptgebäude zu verhindern, teilt die Polizei mit. Die Halle wurde völlig zerstört, das Dach stürzte ein.

Bei dem Großbrand entwickelte sich zwar sehr viel Rauch. Aber Messungen der Feuerwehr ergaben keine Schadstoffbelastung. In der Halle seien nach bisherigen Erkenntnissen keine Gefahrstoffe gelagert worden. Brandermittler der Kriminalpolizei haben sofort ihre Arbeit aufgenommen. Genaue Angaben zur Ursache des Feuers waren am Wochenende aber noch nicht möglich. „Aufgrund der schlagartigen Entwicklung des Brandes“ schließe man nicht aus, dass das Feuer vorsätzlich gelegt worden sei, teilte die Polizei vorsichtig mit.

Mindestens 100 000 Euro Schaden

20 Minuten nach dem Alarm wegen des Feuers in der Halle, um 4.35 Uhr, waren vor einem nur wenige Hundert Meter von der Halle entfernten Autohaus drei Fahrzeuge der Marke Audi in Flammen aufgegangen. Das Gelände der Firma ist laut der Polizei schlecht einsehbar. Die Autos brannten vollständig aus, es handelte es sich um zwei große Geländewagen und einen Mittelklassewagen. Zwei daneben abgestellte Autos wurden beschädigt. Der Schaden liegt bei mindestens 100 000 Euro. Gleich nach dem ersten Alarm hatte die Polizei eine groß angelegte Ringfahndung ausgelöst, an der auch Streifen benachbarter Polizeidirektionen sowie ein Hubschrauber beteiligt waren – ohne Erfolg.

Im zwölf Kilometer entfernten Steinheim an der Murr war die Feuerwehr dann um 4.50 Uhr gefordert. Dort brannten zehn in einem Carport abgestellte Mülleimer. „Es ist noch zu früh, um bei diesem Fall sagen zu können, ob er zu der Brandstiftungsserie gehört“, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. Mülleimerbrände seien nichts außergewöhnliches. Sie kämen immer wieder vor, weil Asche oder glühende Zigaretten in die Behälter hineingeworfen würden. Bei einem Feuer in Markgröningen handelte es sich dagegen eindeutig um eine Beziehungstat: Dort brannte um 5.50 Uhr der Motorraum eines am Straßenrand geparkten Kleinwagens. Noch am Vormittag fand die Polizei die Ursache für die Brandstiftung heraus: „Eine private Auseinandersetzung“.

34 Autos haben in den letzten Monaten gebrannt

Seit Herbst sind im Kreis Ludwigsburg vor allem in verschiedenen Autohäusern 34 Fahrzeuge in Flammen aufgegangen. Bei der Kriminalpolizei Ludwigsburg ist wegen der Brandstiftungen die Ermittlungsgruppe Logi gebildet worden. Die Überwachungsmaßnahmen im Landkreis seien seit Beginn der Serie beständig verstärkt worden. Am Freitag hatte die Ermittlungsgruppe aber „noch keine heiße Spur“ .

Fahndung und Ermittlungen gestalten sich bei Brandstiftungen schwierig. Bis ein Auto brennt, dauert es rund 20 Minuten. Oft werden alle Spuren durch die Flammen zerstört. Dennoch gibt es auch Erfolge: Die Verursacher eines Kleinwagenbrands in der Tiefgarage des Ludwigsburger Marstall-Centers am 18. März des vergangen März wurden gefasst. Vier Jugendliche hatten mit ihrer Zündelei auch am Gebäude einen Schaden von rund 20 000 Euro angerichtet. Der Anstifter zur Tat war gerade einmal 15 Jahre alt.

Chronologie der Brandstiftungsserie

Am 15. Oktober brennen in Autohäusern in Tamm und in Bietigheim-Bissingen vier Autos, zwei Mercedes und zwei BMW. Drei Wochen später schlägt der Brandstifter in Asperg zu: Am 3. November werden bei einem Autohändler vier BMW in Brand gesteckt. Ein neuer Porsche geht am 18. November am Kornwestheimer Rangierbahnhof in Flammen auf, vier gebrauchte VW und Audi brennen bei einem Händler in der Nähe. Am 3. März wird in Bietigheim-Bissingen eine Papiertonne angezündet, das Feuer greift auf einen Opel über. An diesem Sonntag werden bei zwei Autohäusern sechs Fahrzeuge (zwei Opel, drei Chevrolet, ein Subaru und ein Ford) durch Feuer zerstört oder beschädigt. Außerdem brennt ein am Straßenrand geparkter Landrover. Am 9. März gehen die Betriebshalle in Bietigheim-Bissingen sowie drei Audi bei einem benachbarten Autohändler in Flammen auf.

In der Region Stuttgart brennen immer wieder Autos. In Filderstadt (Kreis Esslingen) trifft es am 7. November vor einem Autohaus drei neue Ford und einen gebrauchten Wagen. Am 21. November brennen in Gärtringen (Kreis Böblingen) drei Autos auf einem Parkplatz. In Herrenberg zerstört ein Feuer am 24. Dezember ein Auto. In Winnenden (Rems-Murr-Kreis) ist am 29. Dezember ein Autohändler betroffen: Drei BMW brennen aus. Wieder in Gärtringen wird am 4. Dezember in einer Tiefgarage versucht, ein Auto anzuzünden. Am 20. Januar brennen in Stuttgart-Heumaden zwei geparkte Fahrzeuge.