Die Liste der Vorwürfe gegen den ehemaligen Bürgermeisterkandidaten ist lang. 50 Zeugen sagen aus.

Leonberg - Nach knapp drei Wochen und sechs Verhandlungstagen, an denen Amtsrichter Thomas Krüger exakt 50 Zeugen angehört hat, ist aller Voraussicht nach die Beweisaufnahme im Prozess gegen Helmut Epple abgeschlossen. Am Freitag, 5. Juli, sollen Staatsanwaltschaft und Verteidigung ihre Plädoyers halten, auch das Urteil ist für diesen Tag geplant.

 

Der 61-jährige Helmut Epple, der bei den Bürgermeisterwahlen in Weissach, Renningen und Rutesheim angetreten ist, muss sich vor dem Leonberger Amtsgericht wegen 16 Straftaten im Zeitraum zwischen Oktober 2015 und Oktober 2016 verantworten. Die Vorwürfe reichen von gefährlicher Körperverletzung, falscher Verdächtigung, Beleidigung, Missbrauch von Notrufen bis zur Verletzung des Kunsturhebergesetzes.

Ausgangspunkt mehrerer Taten war, dass der 61-Jährige mit seinem Smartphone Fotos von – seiner Meinung nach – rechtswidrigem Verhalten gemacht haben soll. Als sich die Betroffenen dagegen wehrten, sei es zu Handgreiflichkeiten gekommen, bei denen Epple in vier Fällen Pfefferspray eingesetzt haben soll. Unter anderem soll der Angeklagte moniert haben, dass ein Hundehalter seine Hunde in einem dafür vorgesehenen Bereich nicht angeleint hatte und ein Jugendlicher im Leonberger Bahnhof verbotenerweise mit dem Fahrrad unterwegs war.

Immer wieder Pfefferspray

Einer dieser Vorwürfe stand am sechsten Verhandlungstag noch einmal im Fokus: Eine 67-jährige Zeugin, die mit ihrem Mann im Garten gearbeitet hatte, erklärte, sie habe gesehen, wie der Angeklagte im November 2015 in Weissach auf einen Hundehalter zweimal Pfefferspray gesprüht habe. Sie sei auf die beiden Männer aufmerksam geworden, da diese auf einmal lautstark miteinander diskutiert hätten. Der Hundehalter habe den Angeklagten zuvor mehrfach aufgefordert, ihm sein Handy zu geben und die darauf gespeicherten Bilder zu löschen. Ob der 61-Jährige fotografiert habe, habe sie jedoch nicht gesehen. „Ich habe mir gedacht: Was geht denn da ab, warum sprüht der denn jetzt?“, sagte die 67-Jährige. Nach dem zweiten Sprühstoß habe der Angeklagte um Hilfe gerufen. Sie sei jedoch nicht zu ihm gegangen, weil sie nicht den Eindruck gehabt habe, dass er Hilfe brauche. Der Hundehalter habe über ein Brennen am ganzen Körper und tränende Augen geklagt und habe sich diese mit einem Wasserschlauch auswaschen müssen.

Zu einem Vorwurf vom Oktober 2016 am Leonberger Bahnhof wurde eine Polizistin gehört. Sowohl der Angeklagte als auch eine Mutter hätten sich über den Notruf gemeldet. Als sie mit ihrem Kollegen eintraf, seien sowohl Helmut Epple als auch die Frau auf sie zugelaufen. Epple habe gesagt, er wolle eine Anzeige wegen räuberischen Diebstahls stellen, da die Frau ihm das Handy wegnehmen wollte. Die Frau erklärte, sie habe nach dem Handy gegriffen, weil Epple Bilder von ihrem Kind gemacht habe, als es mit einem Roller durch den Bahnhof gefahren sei. Als Reaktion habe der Angeklagte sie mit der Faust auf die Nase gehauen. Als Epple die von ihm gemachten Bilder und Videos nicht zeigen wollte, habe sie das Handy beschlagnahmt, erklärte die Polizistin.

Warnung vor Vergewaltigern

Eine weitere Polizistin wurde zu einem Vorfall im Dezember 2015 gehört, bei der der Angeklagte Konfirmanden beleidigt haben soll, die Briefe vom Pfarramt austrugen. Laut Anklage soll Epple dabei gesagt haben, das sei Kinderarbeit. Zudem müsse ein Erwachsener mitlaufen, es liefen so viele Vergewaltiger frei herum. Auch soll Epple gesagt haben, „Geht nach der Konfirmation lieber zur katholischen Kirche, bei den Evangelischen sind sowieso alle nur Kiffer wie ihr.“