Renningen rechnet mit 70 Prozent an Fördermitteln für Dämme und Mauern am Rankbach und für die Renaturierung des Maisgrabens.

Der Bürgermeister Wolfgang Faißt sagte vor Kurzem im Gemeinderat: „Wenn wir alles fertig haben, sind wir für ein 100-jähriges Hochwasser gerüstet.“ Damit meinte er vor allem die geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen östlich von Renningen am Rankbach und am Maisgraben. Die Gebiete am Lückenschluss der beiden Bundesstraßen, entlang des Gewanns Brühl und hinein in die Stadt bis zur Leonberger und Bahnhofstraße sollen künftig vor zu viel Wasser besser geschützt werden. Hingegen habe die Stadt in Malmsheim sowie zwischen Renningen und Malmsheim den Schutz vor Hochwasser bereits ausgebaut, so Faißt.

 

Planungen ziehen sich seit Jahren hin

Doch die Planungen für den östlichen Teil ziehen sich seit Jahren hin. Immer wieder wurden die benötigten Flächen neu berechnet, die Grundstücksverhandlungen der Stadt mit den Eigentümern im Gewann Brühl erwiesen sich als schwierig. Weil der Maisgraben in die ursprüngliche Talsohle verlegt und renaturiert werden soll, benötigt die Stadt dafür angrenzende Wiesenflächen.

Weiter sollen auf landwirtschaftlichen Flächen Schutzdämme und andere Hochwasserschutzeinrichtungen gebaut werden. Dazu braucht die Stadt die Gestattung der Eigentümer. „Jetzt liegen konkrete Flächenbeschreibungen vor, sodass wir nun die letzten Grundstücksverhandlungen und Gestattungen angehen können“, sagte der Stadtbaumeister Hartmut Marx und fügte hinzu, dass darauf geachtet werde, den Landwirten nicht zu viel Weidefläche zu entziehen.

Es sind viele Einzelmaßnahmen, aus denen das Schutzkonzept besteht, das laut Marx sogar einem HQ 100+Klimafaktor, was einem 130-jährigen Hochwasser entspreche, standhalten könnte. Neben den bereits genannten müssen der Zufluss des Maisgrabens in den Rankbach verbessert, Gartenmauern erhöht, Blocksatzmauern gebaut und Brückenverankerungen verstärkt werden. Auch zwei Fluttore sind geplant. Diese bezeichnete Stadtrat Alfred Kaufmann (FW) als „Schwachstellen“. Weil die einrosteten, wenn sie jahrelang nicht gebraucht werden, müsse jemand da sein, der die Fluttore schließt, sagte er mit Hinweis auf seine langjährige Erfahrung bei der Feuerwehr.

Regenrückhaltebecken finanziell nicht machbar

Stadtrat Jürgen Lauffer (FW) fragte, was passiert, wenn Magstadt „bei Hochwasser den Schieber aufmacht“? Denn dann komme „nicht nur das Hochwasser, sondern alles andere auch auf die Wiesen.“ Diese seien so für mindestens drei Jahre unbrauchbar. Er fragte, wer für diesen Schaden aufkomme. Hartmut Marx entgegnete, dass dann Klärschlamm komme und der sei jetzt auch schon auf der Wiese. Das werde sich auch nicht ändern. Andreas Kindler (CDU) betonte, dass Hochwasserschutz wichtig sei. Es müsse jedoch sichergestellt sein, dass die Höfe nicht noch mehr belastet werden. Er fragte, warum Schutzbauwerke nicht weiter bachaufwärts Richtung B 295 und See gemacht werden.

Damals sei alternativ ein Regenrückhaltebecken südlich der B 295 geplant worden, erklärte der Bürgermeister. Das sei aber finanziell nicht darstellbar gewesen. Jochen Breutner-Menschick (Grüne) sagte, dass es immer an zwei Stellen Probleme gebe, an der Leonberger Straße und an der Brücke über die Mühlgasse. „Wir führen das Hochwasser direkt in die Stadt rein, bei HQ 131 läuft es über“, so seine Befürchtung. Der Bürgermeister entgegnete, dass es keinen absoluten Schutz gebe. „Aber wir verbessern die Situation deutlich.“

Stadt hofft auf Ausschreibung bis Ende des Jahres

Durch die lange Planungszeit haben sich die Förderbedingungen für die rund 3,55 Millionen Euro teuren Maßnahmen geändert. Die ursprünglich vorgesehene 85-Prozent-Förderung für die Maisgraben-Renaturierung ist mangels Landesmitteln nicht mehr möglich. Aber die Stadt kann für alle Bauwerke Fördermittel für den Hochwasserschutz bekommen und zwar laut Berechnungen der Verwaltung in Höhe von knapp 70 Prozent. Der Gemeinderat war damit einverstanden.

Der Stadtbaumeister Marx zeigte sich zuversichtlich, dass jetzt die letzten Gespräche mit den Grundstückseigentümern geführt werden können. Sein Wunsch sei es, „dass wir dieses Jahr noch die Arbeiten ausschreiben, vergeben und anfangen zu bauen“. „Es wird Zeit, dass wir’s jetzt machen“, sagte Stadtrat Wolfgang Steudle (CDU) dazu.