Die Preise für Wohneigentum in Stuttgart steigen weiter – sogar die Geschwindigkeit des Anstiegs hat sich zuletzt erhöht.
Stuttgart - Was kostet eine Immobilie in Stuttgart wirklich? Die Preise aus Internetportalen und Inseraten spiegeln lediglich den Wunsch der Verkäufer wieder. Was jedoch tatsächlich bezahlt wird, wissen meist nur die Notare. Allein der städtische Gutachterausschuss hat Zugriff auf diese Daten. Wir präsentieren jedes Quartal die Preisentwicklung am Immobilienmarkt auf Basis dieser Zahlen.
Im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres haben sich die Preise für Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser in der Landeshauptstadt wieder deutlich erhöht – also alles wie immer? Nein, denn die Geschwindigkeit, mit der sich die Kaufpreise entwickeln, hat in einigen Bereichen nochmals zugenommen. „Einige Pfeile weisen steiler nach oben als bisher“, sagt Martin Weller, der stellvertretende Vorsitzende des städtischen Gutachterausschusses. In der Statistik der städtischen Fachleute weist ein Pfeil nach oben rechts eine Steigerung von bis zu sieben Prozent, ein Pfeil direkt nach oben eine Steigerung von mehr als sieben Prozent aus. „Meist sprechen wir dabei von Steigerungsraten von mehr als zehn Prozent“, fügt Weller hinzu. Beim Blick auf die Statistik zum ersten Quartal dieses Jahres fällt auf, mehr Pfeile als bisher zeigen direkt nach oben. So hat sich etwa der Mittelwert für eine neue Eigentumswohnung im ersten Quartal 2016 auf 5365 Euro pro Quadratmeter erhöht. Zum Vergleich: für das Gesamtjahr 2014 lag dieser Wert noch bei 4285 Euro, für 2015 bei 5061 Euro je Quadratmeter.
Auch die Immobilien im Bestand sind deutlich teurer geworden
Auch beim Wiederverkauf, also auf dem Markt für Bestandsimmobilien, zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab. Hier liegt der Mittelwert über das gesamte Stadtgebiet im ersten Quartal dieses Jahres bei 2907 Euro pro Quadratmeter. 2014 lag der selbe Wert noch bei 2436 Euro, 2015 bei 2716 Euro pro Quadratmeter verkaufter Wohnfläche. „Es herrscht eine hohe Nachfrage, es gibt wenig Angebote und im Bestand teils wenig Bereitschaft zum Verkauf“, umschreibt Steffen Bolenz, ebenfalls stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses, die Marktlage in Stuttgart.
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Zudem war das erste Quartal des Jahres von relativ wenig Vertragsabschlüssen gekennzeichnet. „Im Neubau wurden lediglich 132 Verkäufe registriert“, berichtet Weller. Im ersten Quartal des Vorjahres lag dieser Wert zumindest noch bei 174 Vertragsabschlüssen. Auch die Summe von 621 Verkäufen von Eigentumswohnungen im Bestand liegt unter den Werten jedes einzelnen Quartals des Vorjahres.
Mit Blick auf das Angebot an neugebauten Eigentumswohnungen fällt auf, dass in den einzelnen Bereichen der Stadt kaum größere Stückzahlen erreicht werden. „Es gibt wenig Neubaugebiete“, analysiert Weller. Ausnahmen sind die Wohngebiete auf dem ehemaligen Messeparkplatz zwischen Killesberg und Pragsattel sowie das Baugebiet Roter Stich in Zuffenhausen. Ein Großteil der in den Gebieten Feuerbach und Zuffenhausen registrierten Verkäufe wurden wohl in diesen beiden Gebieten getätigt.
Bald werden neue Rekordpreise in Stuttgart erwartet
Im Luxussegment sind im ersten Quartal keine neuen Rekorde verzeichnet worden. Der höchste Verkaufspreis wurde im Norden der Innenstadt, offenbar in einem Neubau an der Robert-Bosch-Straße erzielt. Dort wurde eine Wohnung für 11 990 Euro pro Quadratmeter veräußert. In diesem Neubau wird zudem in naher Zukunft ein neuer Rekordwert für die Stadt jenseits von 17 000 Euro erwartet.
Im Bereich der Einfamilienhäuser steigen die Preise ebenfalls immer steiler an. Der Mittelwert für ein freistehendes Wohnhaus liegt im ersten Quartal 2016 bei 4260 Euro, der Spitzenwert bei 7646 Euro je Quadratmeter. Im gesamten Vorjahr lagen diese Werte zum Vergleich bei 3759 Euro und 7430 Euro – 2014 bei 3426 Euro und 6831 Euro pro Quadratmeter.
Auch die Bodenrichtwerte haben sich in der jüngsten Vergangenheit deutlich verteuert. „Wir haben in den Bereichen Nord, Mitte und Neckar eine Steigerung von mehr als zehn Prozent, im Bereich Filder sogar eine Steigerung von mehr als 15 Prozent“, fasst Weller zusammen. Der Spitzenwert wird an der Schottstraße im Norden der Innenstadt mit 1890 Euro pro Quadratmeter registriert.
Die Statistik
Quelle:
Die Notare melden jeden Abschluss an den Gutachterausschuss, der somit im Gegensatz zu Onlineportalen die tatsächlich bezahlten Kaufpreise in Stuttgart auswertet.
Pfeile:
Zeigt der Pfeil in der Tabelle bei der Preisentwicklung oder der Prognose gerade nach oben , bedeutet das eine Steigerung von mehr als sieben Prozent. Zeigt der Pfeil schräg nach oben , bedeutet das eine Steigerung zwischen zwei und sieben Prozent. Zeigt der Pfeil nach rechts , bedeutet das eine Steigerung von zwei Prozent.
Datenschutz:
Werden in einzelnen Stadtteilen weniger als drei Wohnungen verkauft, werden die Preise aus Rücksicht auf den Datenschutz nicht einzeln angegeben.