Die globale Produktion von Plastik steigt ungebremst. Kunststoff ist überall zu finden: in Wüsten, auf Berggipfeln, in den Tiefen der Ozeane und in der Arktis. Ein Internationales Abkommen soll nun die Wende zum Besseren einleiten.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Vertreter aus mehr als 170 Staaten diskutieren ab Montag (13. November) in der kenianischen Hauptstadt Nairobi über ein internationales Abkommen zur Eindämmung des Plastikmülls. Sie verhandeln dabei bis Sonntag (19. November) darüber, welche konkreten Maßnahmen in ein weltweit verbindliches Abkommen zur Beendigung der Verschmutzung durch Plastikmüll aufgenommen werden sollen. Dabei wird erstmals über einen im September veröffentlichten Textentwurf beraten.

 

Plastikproduktion hat sich verdoppelt

Es ist die dritte von insgesamt fünf Verhandlungsrunden. Im vergangenen Jahr hatten sich 175 Nationen verpflichtet, sich bis 2024 auf ein rechtlich verbindliches UN-Abkommen gegen die Plastikvermüllung von Umwelt und Meeren zu einigen.

Die weltweite Plastikproduktion hat sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt. Millionen Tonnen Plastik landen in der Umwelt und im Meer, oft in Form von mikroskopisch kleinen Partikeln. Dieses sogenannte Mikroplastik kann nicht nur in den Verdauungstrakt, sondern auch in den Blutkreislauf von Lebewesen gelangen.

Der weltweite Eintrag von Plastik in Seen, Flüsse und Ozeane im Jahr 2016 hat Schätzungen zufolge neun bis 23 Millionen Tonnen betragen. Eine ähnlich große Menge – 13 bis 25 Millionen Tonnen – ist 2022 in die Umwelt an Land gelangt.

Bewusstsein für Plastikverschmutzung steigt

„Plastik ist tief in unserer Gesellschaft verwurzelt, und es sickert überall in die Umwelt, selbst in Ländern mit einer guten Infrastruktur für die Abfallbehandlung“, erklärt der kanadische Umweltchemiker Matthew MacLeod von der Universität Stockholm. Dabei nähmen die Emissionen tendenziell zu, obwohl das Bewusstsein für Plastikverschmutzung in Wissenschaft und Öffentlichkeit in den letzten Jahren deutlich gestiegen sei.

„Technologisch gesehen hat das Recycling von Plastik viele Einschränkungen, und Länder, die über eine gute Infrastruktur verfügen, exportieren ihren Plastikmüll in Länder mit schlechteren Einrichtungen“, betont MacLeod. Zudem gebe es ein grundsätzliches Problem mit biologisch nicht abbaubaren Materialien. Er fordert daher drastische Maßnahmen, wie etwa ein Verbot des Exports von Kunststoffabfällen, es sei denn, er erfolge in ein Land mit besserem Recycling.

Abgelegene Gegenden sind besonders von Plastikmüll bedroht, wie Annika Jahnke vom Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (UFZ) betont. Dort könne Plastikmüll nicht durch Aufräumarbeiten entfernt werden. Auch führe die Verwitterung großer Plastikteile unweigerlich zur Entstehung einer großen Anzahl von Mikro- und Nanoplastikpartikeln sowie zur Auswaschung von Chemikalien, die dem Plastik absichtlich zugesetzt wurden.