Mira Dreher (15) befragt Fredi Bobic (39), Manager des VfB Stuttgart, und erfährt, dass ihr Interviewpartner die Pokalsiegerinnen aus Frankfurt unterstützt.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - Eigentlich wollte Fredi Bobic in der Sommerpause keine Interviews geben. Für das Projekt "Zeitung in der Schule" hat der Manager des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart aber eine Ausnahme gemacht.

 

Herr Bobic, was macht denn eigentlich mehr Spaß - Spieler zu sein oder Manager?

Auf dem Platz zu stehen, das macht mehr Spaß - ganz klar. Es gibt einem schon einen ganz besonderen Kick, wenn man vor Tausenden von Zuschauern spielen darf und in so einer Partie womöglich auch noch ein Tor macht. Das ist ein Kribbeln, das ich leider nie mehr so fühlen kann.

Ihre Arbeit als Manager gefällt Ihnen also nicht so gut?

Doch natürlich. Für mich ist es schön, dass ich weiterhin im Fußball arbeiten kann. Aber es ist schon ein großer Unterschied zu früher. Die Verantwortung ist viel größer, und ich bin nicht mehr so viel an der frischen Luft wie als Spieler. Als Fußballer hat man Spaß in einer Gruppe und als Manager hat man die Verantwortung für die ganze Gruppe - das sind schon zwei ganz verschiedene Paar Stiefel.

Wann haben Sie mit dem Fußballspielen angefangen?

Gefühlt direkt nach der Geburt - das hat mir zumindest meine Mutter so erzählt. Im Fußballverein habe ich aber erst mit siebeneinhalb Jahren angefangen. Davor habe ich nur mit meinen Kumpels auf dem Bolzplatz gekickt. Wir hatten keine Lust, in den Verein zu gehen.

Wollten Sie schon immer etwas mit Fußball machen?

Ich habe schon als Kind davon geträumt, Fußballer zu werden. Ich glaube, das ist auch ganz normal. Diesen Traum verfolgen doch alle Kinder, die Fußball spielen. Dass es bei mir dann auch wirklich geklappt hat, ist natürlich umso schöner. Zumal ich den Traum eigentlich schon ad acta gelegt hatte. Ich habe ja erst einmal eine Einzelhandelskaufmannslehre gemacht.

Was haben Sie gemacht, als Sie nicht mehr als Fußballprofi aktiv waren, aber noch nicht als Manager in der Bundesliga gearbeitet haben?

Ich war vier Jahre lang sehr viel unterwegs. Eineinhalb Jahre war ich in Bulgarien Geschäftsführer eines Fußballvereins. Vorher habe ich Praktika bei Clubs und bei der Deutschen Fußball-Liga gemacht. Und ich habe mich noch im Medienbereich als Experte herumgetummelt, um auch die andere Seite des Geschäfts kennen- und verstehen zu lernen. Ich habe in dieser Zeit viele Erfahrungen rund um den Fußball gesammelt - und die haben mir sehr geholfen.

Was halten Sie eigentlich von Frauenfußball? Hätten unsere Nationalspielerinnen eine Chance gegen die Männer?

Ich möchte das mal ganz diplomatisch ausdrücken: Ich glaube, sie würden auf alle Fälle gut aussehen. Nein, im Ernst, sie hätten in einem direkten Duell sicherlich keine Chance, denn die Frauen sind den Männern körperlich einfach klar unterlegen. Aber fußballtechnisch sind sie nicht viel schlechter als die Kollegen.

Könnten die Frauen in so einem Spiel nicht immerhin ein Unentschieden rausholen?

Nein, so leid es mir auch tut: die Frauen hätten absolut keine Chance. Die körperliche Robustheit macht einfach einen riesigen Unterschied.

Aber unsere Frauen werden doch Weltmeister im eigenen Land?

Keine Sorge, den Titel holen sie auf jeden Fall. Ich denke, dass unsere Nationalmannschaft das am besten organisierte und trainierte Team im Frauenfußball ist.

Haben Sie denn schon einmal mit den Frauen trainiert?

Nein, aber als ich mal mit der Nationalmannschaft trainiert habe, haben neben uns die Kolleginnen ihr Programm absolviert. Da haben wir zugeschaut und waren ganz schön beeindruckt, wie gut die technisch sind.

Würden Sie denn auch freiwillig zu einem Frauenfußballspiel gehen?

Klar. Ich schaue mir sogar sehr, sehr viel Mädchenfußball an. Ich habe nämlich zwei Töchter, die beide Fußball spielen.

Sie sind also ein bekennender Fan des Frauenfußballs?

Durchaus, ich bin sogar seit 1998 eingetragenes Mitglied beim 1. FFC Frankfurt und zahle da ganz brav meinen Beitrag. Übrigens habe ich da die Mitgliedsnummer elf - meine frühere Rückennummer beim VfB.

Mira Dreher und Laura Berger

Fragensteller: Mira Dreher ist plötzlich ziemlich allein dagestanden – vor Fredi Bobic. Die Neuntklässlerin der Schorndorfer Gottlieb-Daimler-Realschule wollte zusammen mit der ebenfalls 15 Jahre alten Laura Berger aus Schmiden den Manager des VfB Stuttgart interviewen. Doch Laura Berger musste passen. „Eine halbe Grippe“, so lautete Lauras Eigendiagnose, die in Sachen VfB allein schon deshalb als Expertin gilt, weil sie der Familie Khedira früher die Zeitung gebracht hat. Mira Dreher wiederum hält sich in Sachen Fußball durch ihren neunjährigen Bruder Simon auf dem Laufenden, der beim TSV Schornbach im Tor steht. Ihre nächste größere Begegnung der sportlichen Art hat Mira am 10. August: als Besucherin des Länderspiels Deutschland–Brasilien.

Antwortgeber: Normalerweise ist Fredi Bobic bei einem Interview derjenige, der zur Eile mahnt. „Letzte Frage, ich habe gleich noch einen Termin“, heißt es dann. Ganz anders stellte sich die Situation beim Gespräch mit der Schülerreporterin Mira Dreher dar. Während Bobic in bester Plauderlaune war und laut über seine Schulzeit sinnierte, unterbrach ihn die Interviewerin: „Ich fang jetzt mal mit meiner ersten Frage an.“ Diese zielgerichtete Gesprächstechnik imponierte auch Fredi Bobic, dem dieses Interview sichtlich großen Spaß bereitete. Gerne hätte der Vater zweier Töchter, die elf und vierzehn Jahre alt sind, noch länger mit Mia Dreher geplaudert. Doch die Nachwuchsjournalistin hatte es eilig, schließlich musste das Interview auch noch getippt werden.

Das Interview entstand im Rahmen der StZ-Aktion "Zeitung in der Schule".