Exklusiv Zum Ende des Jahres gibt der SWR-Moderator seine beliebte Talkshow „Nachtcafé“ ab. Nach der 705. Ausgabe soll am 12. Dezember Schluss sein. Dem Dritten bleibt Wieland Backes aber erhalten.
29.01.2014 - 21:25 Uhr
Stuttgart - Ein Freitagabend ohne „Nachtcafé“ im SWR Fernsehen? Kaum vorstellbar. Der 67-jährige Wieland Backes erklärt, warum er sich entschlossen hat, von der Erfolgssendung Abschied zu nehmen. Auf dem Sendeplatz soll es auch künftig eine Talksendung geben. Wer sie moderiert, ist jedoch noch offen.
Herr Backes, was sind Ihre Pläne fürs neue Jahr?
Ich werde das „Nachtcafé“ zum Ende des Jahres abgeben. Das ist kein Entschluss mit Trauerrand, sondern die Umsetzung eines lang gehegten Planes, nämlich auf der Höhe des Erfolgs aufzuhören, vielleicht mit der kleinen Hoffnung, dass ein, zwei Zuschauer sagen: Ach, er hört auf? Schade eigentlich!
Vor zwei Jahren, als Sie 25 Jahre „Nachtcafé“ feierten und wir Sie nach dem richtigen Zeitpunkt aufzuhören fragten, sagten Sie, die Zuschauer würden Ihnen das richtige Signal geben. Ist das Interesse an der Sendung zurückgegangen?
Nein, im Gegenteil: wir haben 2013 gegenüber dem Vorjahr sogar leicht zugelegt; in den vergangenen fünf Jahren haben wir trotz wachsender Konkurrenz im Durchschnitt nur 0,7 Prozent Zuschauer verloren. Und das, obwohl ja gnadenlose Konkurrenz gegen uns läuft, im Moment das „Dschungelcamp“, meistens eine „Tatort“-Wiederholung oder die „heute-show“. Aber die Zuschauer halten uns auf beeindruckende Art und Weise die Treue.
Umso mehr fragt man sich dann: Warum hören Sie auf?
Ich glaube, dass in unserem Gewerbe die Kunst des Aufhörenkönnens eine wichtige Disziplin ist. Der Bildschirm ist verführerisch, er kann den Charakter verderben und süchtig machen. Ich habe in meiner Sendung genügend Kollegen erlebt, die den richtigen Zeitpunkt für den Abschied versäumt haben und zu traurigen Figuren wurden. Es war mir immer elementar wichtig, dass mir das nicht so ergeht.
Sie haben die gleiche Talkshow 27 Jahre lang moderiert, das ist ein deutscher Rekord. Sagen Sie nach so langer Zeit: Jetzt ist es genug; es interessiert mich nicht mehr so?
Überhaupt nicht. Meine Gäste und die Themen interessieren mich nach wie vor sehr! Und die Zusammenarbeit mit meinem engagierten Team unter Martin Müller ist die reine Freude. Jede Woche eine 90-Minuten-Sendung zu stemmen ist Schwerstarbeit. Klar, andere senden noch häufiger. Doch wir unterscheiden uns von den anderen schon ein klein wenig im Anspruchsniveau. Dazu kommt, dass ich mehr als andere Moderatoren in den redaktionellen Prozess mit einbezogen bin – ich lebe mit meiner Sendung, ich leide mit ihr. Diese Wochentaktung spürt man mit 67 stärker in den Knochen als mit vierzig.