Wenn eine Italienerin und ein Deutscher heiraten, ist das nichts ungewöhnliches. Wohl aber, wenn am selben Tag die Deutschen und Italiener bei der Fußball-EM gegeneinander antreten.

Schwieberdingen - Es soll der schönste Tag im Leben werden, das denkt wohl jedes Brautpaar über den Hochzeitstag. Das ist auch bei der Italienerin Lorenza Lupattelli und ihrem deutschen Bräutigam Alexander Bek nicht anders. Und doch wird bei ihrer Hochzeitsparty an diesem Samstag etwas ganz besonders sein – und möglicherweise die Gemüter erhitzen. Denn am Abend treten die deutsche und die italienische Fußball-Nationalmannschaft im EM-Viertelfinalspiel gegeneinander an. Tifosi gegen Jogis Jungs, am eigenen Hochzeitstag. Dio mio! Un grande catastrofe!

 

Die ersten Anfragen der Gäste kamen schon

Als ihr Alex im Februar den Antrag gemacht habe und sie die Hochzeit geplant hätten, sei ihnen schon bewusst gewesen, dass es möglicherweise so kommen könnte. Und doch sei es nun für sie ein kleiner Schock gewesen, sagt die 40 Jahre alte Braut. „Ich muss ehrlich zugeben, es hat mich im ersten Moment schon ein bisschen geärgert“, erzählt sie. Monatelang freue man sich auf diesen einen Tag, bereite vor, mache sich Gedanken um jedes noch so kleine Detail. Und dann dies! Prompt seien die ersten Anfragen von Gästen bei ihr eingetrudelt, ob es denn in der Fest-Lokalität einen Fernseher gebe. „Ich möchte aber auf gar keinen Fall, dass bei meiner Hochzeitsfeier die Glotze läuft und alle Fußball schauen“, sagt Lorenza Lupattelli.

Ihr Zukünftiger, ein Ludwigsburger, sieht die Sache anders. „Das kannst du nicht machen, unseren Gästen ein so wichtiges Spiel zu verwehren“, sagt Alexander Bek. Wenn man nicht freiwillig die Möglichkeit zum Schauen biete, dann würden die Gäste alle auf ihr Smartphone starren. Ob das besser sei für die Stimmung?

Hinter der Theke gibt es einen kleinen Fernseher

Die beiden haben nun eine Regelung gefunden, die für alle fair zu sein scheint. „Im Saal im Schwieberdinger Golfclub, wo die Feier stattfindet, gibt es zwar einen riesigen Fernseher. Der wird aber an diesem Abend nicht funktionieren, das habe ich mit der Gastronomie so abgesprochen“, erzählt die Italienerin augenzwinkernd. Auch wolle sie nicht diejenigen, die nichts für Fußball übrig hätten, zwingen, das Spiel ansehen zu müssen. Für alle anderen gibt es stattdessen einen kleinen Fernseher hinter der Theke. „Und sogar ein paar Barhocker, es kann sich also niemand beschweren“, findet die Braut. Für sie ist ohnehin klar, dass sie mit ihren Mädels einfach weiterfeiert und die Männer Fußball schauen lässt. Dafür, dass die Stimmung eine temperamentvolle wird, werden wohl die rund 25 Italiener unter den 80 Gästen sorgen.

Kennengelernt haben sich Lupattelli und Bek vor zwei Jahren auf dem Cannstatter Wasen, kurz darauf trafen sie sich zufällig wieder. Doch auch wenn ihr Alex in vielen Dingen ein typischer Mann sei und natürlich bei wichtigen Spielen vor der Mattscheibe sitze, sei er nicht unbedingt der leidenschaftlichste Fußball-Schauer. Im Übrigen halte er auch in Sachen Fußball immer zu ihr. Bis auf eine Ausnahme: „Schatz, ich bin immer für Italien. Außer, wenn Deutschland spielt“, sagt Alexander Bek und lacht.

Eine schnelle Scheidung wird von beiden übrigens ausgeschlossen – ganz gleich, wer am Samstag gewinnt. „Es ist doch nur ein Fußballspiel, aber schließlich unsere Hochzeit“, ist sich das Paar einig.

Da bleibt nur noch zu sagen: Applauso per la coppia di sposi (Applaus fürs Brautpaar) – oder, um es mit den Worten auf der Einladungskarte der beiden zu sagen: L’amore è vita – Die Liebe ist das Leben.