Zwei leer stehende Krankenhäuser in Bad Cannstatt: Während der DRK-Landesverband noch nicht weiß, was aus dem Gebäude in der Badstraße wird, will die Stadt Stuttgart in der Taubenheimstraße in den kommenden Monaten rund 300 Flüchtlinge unterbringen.

Das hat es in der Geschichte des Stuttgarter Krankenhauswesens auch noch nicht gegeben: Binnen weniger Wochen war Zapfenstreich für gleich zwei Kliniken in Bad Cannstatt. Zumindest räumlich. Während die Sportklinik nach gut 70 Jahren ihren Standort an der Taubenheimstraße Ende 2023 aufgegeben hat und ans Krankenhaus Bad Cannstatt „angedockt“ wurde, steht mittlerweile auch das Gebäude des Krankenhauses vom Roten Kreuz an der Badstraße leer. Die einstige Lungenfachklinik arbeitet nun unter dem Dach des Städtischen Klinikums, das durch die Übernahme nun am Hauptstandort Katharinenhospital in Stuttgart-Mitte einen neuen großen Lungenschwerpunkt besitzt. Was aus dem Gebäude wird, das dem DRK-Landesverband gehört, ist bislang noch nicht geklärt.

 

Kein Abriss geplant

„Aktuell lässt sich hierzu nichts Konkretes sagen“, sagt dessen Pressesprecher Udo Bangerter. Der Verband müsse die Situation an der Badstraße neu denken, der Zustand des Gebäudes sowie die Technik soll begutachtet werden. Dabei wolle er gar nicht verhehlen, dass es erste lose Ideen und Gespräche gebe. Mehr kann und will Bangerter nicht verraten. Auch nicht, ob die Immobilie verkauft wird. Das Einzige, was feststeht: „Ein Abriss ist nicht geplant.“

Der Großteil des riesigen Gebäudekomplexes im Seilerviertel stammt aus den 1990er Jahren. Damals entstand zwischen 1991 und 1998 nach dem Abriss der alten Klinik für rund 40 Millionen Mark das „neue“ Krankenhaus vom Rotem Kreuz mit 95 Betten für die Innere Medizin, 20 vollstationären Plätzen für Geriatrie- und ältere Rehabilitationspatienten sowie zehn Plätzen für die Tagesklinik. Bis zu seiner Schließung wurden dort jährlich etwa 4200 Patienten stationär und 2200 ambulant behandelt. Die Klinik beschäftigte rund 190 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, gut die Hälfte davon waren Vollzeitkräfte.

Unruhe im Kursaalviertel

Während die weitere Nutzung des DRK-Gebäudes offensichtlich noch in der Schwebe ist, herrscht – zumindest kurz- bis mittelfristig – Klarheit darüber, was mit dem Gebäudekomplex der ehemaligen Sportklinik geschieht. Denn die Stadt plant, insgesamt 300 Flüchtlinge dort unterzubringen. Zunächst war es ein Gerücht, dass sich seit einigen Wochen im Kursaalviertel breitgemacht hatte. Jetzt wurde der Bezirksbeirat Bad Cannstatt von der Stadtverwaltung darüber informiert, dass die dafür notwendigen Umbauarbeiten bereits im Gange sind. Im Juni soll im ersten, zweiten und dritten Obergeschoss die „Notbelegung mit Catering“ für die ersten 136 Flüchtlinge beginnen. In einer zweiten Bauphase werden dann das Erdgeschoss und die vierte Etage für die restlichen Plätze eingerichtet.

Monatlich rund 100 neue Plätze nötig

Dass die Stadt Stuttgart – die Taskforce trifft sich alle zwei Wochen – beim Thema Flüchtlingsunterbringung unter großem Zugzwang ist, steht für das Bürgergremium außer Frage. Immerhin müssen jeden Monat rund 100 neue Plätze geschaffen werden. Dennoch hält sich die Begeisterung bei einigen Fraktionen über die „Sportkliniklösung“ direkt am Kurpark in Grenzen. Die CDU etwa ist der Meinung, dass Bad Cannstatt bei diesem Thema generell „sein Soll erfüllt“ habe, und verwies auf die vielen leer stehenden Immobilien in der Stuttgarter Innenstadt. Zum wiederholten Mal musste die Verwaltung allerdings erklären, dass leere Büroflächen nicht „über Nacht“ zu Notunterkünften umgebaut werden können.

Dennoch werden durch die Unterbringung von 300 Flüchtlingen in der ehemaligen Sportklinik die Sorgen der Bewohnerinnen und Bewohner um „ihr Quartier“ nicht geringer. Denn spätestens nachdem bekannt wurde, dass das Wohnbauunternehmen Pflugfelder direkt am Kurpark in einem massiven Gebäuderiegel insgesamt 27 Wohnungen samt Tiefgarage bauen möchte, stellen sich nicht nur die unmittelbar betroffenen Nachbarn die Frage: Wie geht es städtebaulich weiter in unserem Quartier?


Grüne fordern Bericht zum Kursaalviertel

Mit dieser Frage hatten sie auch OB Frank Nopper (CDU) konfrontiert, als sie dem Stuttgarter Rathauschef Anfang März mehr als 1200 Unterschriften übergaben. Denn zu dem aktuell doch großen Leerstand wird sich in absehbarer Zeit mit der Volkshochschule an der Kreuznacher Straße ein weiterer großer Gebäudenutzer in Richtung Neckarpark verabschieden und eine verwaiste Immobilie hinterlassen. Zudem steht das große Gebäude Ecke König-Karl-/Kreuznacher Straße, in dem im Erdgeschoss einmal das legendäre Café Kleiber beheimatet gewesen ist, seit acht Jahren leer. Zumindest die Grünen-Fraktion im Gemeinderat hat reagiert und fordert von der Verwaltung einen Bericht über geplante Abrisse und Neubauvorhaben im Kursaalviertel.