Nach der Selbsttötung einer Oberärztin in Friedrichshafen nehmen die juristischen Untersuchungen jetzt Fahrt auf. Gegen fünf Ärztinnen und Ärzte wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Ende November hat sich eine Oberärztin am Klinikum Friedrichshafen das Leben genommen, nachdem sie erfahren hatte, dass sie fristlos gekündigt werden sollte. Die Frau hatte zuvor über Monate intern schwere Mängel in der Versorgung von Kranken angeprangert, die sogar Patienten das Leben gekostet haben sollen. Die Kriminalpolizei Friedrichshafen gründete daraufhin die Ermittlungsgruppe „Cura“, die Staatsanwaltschaft Ravensburg veranlasste im Dezember Vorermittlungen. Nun haben die Ermittlungsbehörden die Gangart verschärft. Wie die Staatsanwaltschaft am Donnerstag bekannt gab, ist gegen „derzeit“ fünf Ärztinnen und Ärzte ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden.

 

Auch eine Compliance-Kanzlei stellt Untersuchungen an

Zum einen, so die Staatsanwaltschaft, bestehe der Anfangsverdacht des Abrechnungsbetrugs. Zudem werde wegen des Verdachts ärztlicher Fehlbehandlungen ermittelt. „Hierbei kommen die Tatbestände der Körperverletzung, unterlassenen Hilfeleistung und fahrlässigen Tötung in Betracht“, heißt es in einer Mitteilung. Bei einer Razzia am Donnerstag haben Beamte im Klinikum Beweismittel sichergestellt.

Eine Klinik-Sprecherin teilte mit, man arbeite „selbstverständlich mit polizeilichen Ermittlern zusammen“. Der Aufsichtsrat des Krankenhauses, das mehrheitlich der Stadt Friedrichshafen gehört, hat seinerseits die Compliance-Kanzlei Feigen Graf mit einer internen Aufklärung beauftragt. Die Befragung von Personal, hieß es kürzlich, dauere aber nun doch länger – vermutlich bis zum Frühsommer. Aufsichtsratschef ist der parteilose Friedrichshafener Oberbürgermeister Andreas Brand. Im Januar ist bereits der Ärztedirektor vorläufig von seinem Posten freigestellt worden.

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 und unter https://ts-im-internet.de/ erreichbar. Eine Liste mit Hilfsangeboten findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention: https://www.suizidprophylaxe.de/