Die CDU distanzierte sich vom früheren Ministerpräsidenten Stefan Mappus. Aber die Chance einer breiten, selbstkritischen Aussprache haben die Christdemokraten vertan, kommentiert StZ-Redakteur Reiner Ruf.

Karlsruhe - Thomas Strobl war am Samstag mit ziemlichem Bammel nach Karlsruhe gereist. Doch für den CDU-Landeschef verlief der Parteitag blendend. Mit seiner Rede legte er eine Punktlandung hin. Er distanzierte sich ausreichend vom früheren Ministerpräsidenten Stefan Mappus, ging dabei aber nicht so weit, dass beim versammelten Parteivolk das unschöne Gefühl hätte aufkommen müssen, selbst irgendetwas mit der Misere der Mappus-Episode zu tun zu haben. Strobl räumte zwar ein, man sei tendenziell und partiell mit Mappus zu dessen Heldenzeit etwas zu unkritisch umgegangen. Dafür bekam er sogar Beifall. Das war es dann aber auch. Eine nennenswerte Aussprache über die Frage, wie ein Mann wie Mappus überhaupt so weit in Partei und Staat kommen konnte, gab es nicht.

 

Den Vogel schoss Volker Kauder, der Chef der Bundestagsfraktion, ab, der wieder den alten Sermon von der Großartigkeit der CDU ablieferte. Es dürfe keine Vorverurteilungen geben, sagte er. Ein eigenes Urteil traute er sich nicht zu. Man kann verstehen, dass sich die CDU nicht öffentlich selbst zerfleischen wollte. Eine breite, selbstkritische Aussprache hätte jedoch den Leuten in der Partei Auftrieb gegeben, die einen anderen Stil schätzen und pflegen, als ihn Mappus an den Tag legte. Diese Chance wurde vertan. Die Feigheit siegte.