Föll und Thürnau sind wiedergewählt. Aber auch nach der Wahl bleibt die Stimmung im Rathaus angespannt, kommentiert Thomas Borgmann.

Stuttgart - So geheim und so undurchschaubar, wie mancher glauben mag, sind geheime Wahlen nun auch wieder nicht. Am Donnerstag beispielsweise ist der Stadtkämmerer Michael Föll mit genau 40 Stimmen für weitere acht Jahre<in seinem Amt bestätigt worden - das ist genau die Zahl an Mandaten, die CDU, SPD, Freie Wähler, FDP der Rep-Stadtrat Rolf Schlierer und OB Wolfgang Schuster gemeinsam in die Waagschale werfen können. Genau 21 Ratsmitglieder votierten gegen den Christdemokraten, der so manche politische Angriffsfläche bietet und erklärtermaßen Spaß hat am Regieren, mitunter auch am Hineinregieren. Die Grünen und die Fraktion der SÖS/Linke haben im Rat exakt 21 Sitze. Das Wahlresultat war also kein Zufall.

 

Anders gesagt: die Grünen haben die Wiederwahl von Michael Föll gerne dazu benutzt, ein politisches Zeichen zu setzen und eine Retourkutsche anzubringen: für den Umgang der Konservativen mit ihrem früheren Fraktionschef Werner Wölfle und dessen Scheitern bei der verlorenen Bürgermeisterwahl von 2010; aber auch gegenüber der SPD und deren Absprache mit der CDU, quasi in einem Geschäft auf Gegenseitigkeit ihren Technikbürgermeister Dirk Thürnau im Amt zu bestätigen. Auf den zweiten Beigeordneten, der ihnen nach dem Ergebnis der Kommunalwahl von 2009 tatsächlich zusteht, müssen die Grünen weiter warten - möglicherweise noch fünf Jahre lang.

Die Atmosphäre im Gemeinderat bleibt also angespannt. Die Volksabstimmung zu Stuttgart 21 am 27. November zehrt an den Nerven, die schwierigen Etatberatungen für den Stadthaushalt 2012/13 stehen unmittelbar bevor. Alle Mitglieder des Rates müssen sich also zusammenraufen - ob und wie das gelingt, lässt sich im Augenblick schwer abschätzen. Auch der Wahltag hat Wunden geschlagen.