Werner Wölfle hat sich inzwischen für die deutliche SMS entschuldigt. Klar ist aber, dass die Grünen sich nicht immer einig sind.

Stuttgart - Die neuen Medien haben so ihre Tücken. Das ist eigentlich eine Banalität, denn wem ist auf diesem Feld nicht schon einmal eine Panne passiert? Doch wenn der stadtbekannte Grünen-Politiker und neu gewählte Bürgermeister Werner Wölfle eine kritische Nachricht verfasst und sie mit seinem neuen Handy versehentlich an die falsche Adresse schickt - dann erwächst daraus ein Politikum.

 

Ohne dass der Absender es beabsichtigt hatte, kann nun jeder schwarz auf weiß nachlesen, wie Wölfle, lange Jahre das Gesicht der Stuttgarter Grünen in der Kommunalpolitik, zu "seinem" Kreisvorsitzenden Philipp Franke steht. Er hält ihn für unfähig, im Staatsministerium, wo jetzt die Grünen das Sagen haben, einen guten Job zu machen. Und er wirft der eigenen Partei Vetterleswirtschaft vor - genau das, was die Grünen, als sie noch in der Opposition waren, CDU und FDP immer wieder vorgehalten haben.

Werner Wölfle hat sich am Dienstag entschuldigt, das war eine Selbstverständlichkeit. Ob der von ihm geschmähte Philipp Franke diese Entschuldigung annimmt, ist noch offen. Beide tun gut daran, sich an einen Tisch zu setzen, um die Animositäten aus der Welt zu schaffen, denn jetzt ist der peinliche Vorgang eben keine Privatsache mehr, sondern er schadet den Stuttgarter Grünen. Die müssen sich fragen, was alles in ihren eigenen Reihen nicht stimmt.

Keine Einigkeit bei den Grünen

Wölfle kann übrigens froh sein, dass ihm Oberbürgermeister Schuster das Vertrauen ausgesprochen hat - eine noble Haltung des Stuttgarter Rathauschefs, wenn man bedenkt, dass Wölfle, als er noch Fraktionschef der Grünen war und ein heftiger Kämpfer gegen Stuttgart21, gerade Wolfgang Schuster ein ums andere Mal hart angegangen hat.

Was der Christdemokrat Wolfgang Schuster gestern über die Grünen anmerkte, Stichwort Stilfragen, muss denen wiederum in den Ohren klingen. Denn es stimmt ja: der Triumph bei der Landtagswahl am 27. März hat die persönlichen Animositäten, die es in dieser Partei gibt, nicht etwa überdeckt nach dem Motto "Jetzt raufen wir uns zusammen und üben Geschlossenheit" - nein, die staunende Bürgerschaft erhält immer wieder tiefe Einblicke in die Seelen einzelner Grüner.

Die Annahme, gerade der Wahlsieger wolle nach innen wie nach außen tatsächlich einen neuen, anderen Politik- und damit Umgangsstil pflegen - leider Fehlanzeige.

Vergessen wir nicht: Werner Wölfle ist nicht nur neuer Bürgermeister, sondern nach wie vor Landtagsabgeordneter. Ende des Jahres will er sein Mandat abgeben. Nun sollte er überlegen, ob es nicht ratsam wäre, mit dem Ausstieg aus der Landespolitik nicht mehr so lange zu warten. Das wäre ein Beitrag zur Entspannung der Lage.