Überdimensionale Stimmzettel, freundliche Helfer, Staus vor den Kabinen: Eindrücke aus einem Wahllokal.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Leonberg - Um 18 Uhr ist für Elke Reuter, Christa Städele und Kai Kiekhöfer noch lange nicht Schluss. Jetzt müssen die Stimmen ausgezählt werden. Die drei haben die zweite Schicht und sitzen seit 12 Uhr am Sonntag im Wahllokal im Edith-Stein-Haus in der Gerlinger Straße. Sie sind drei von 300 Leonberger Wahlhelfern, die ehrenamtlich dafür sorgen, dass diese Superwahl reibungslos funktioniert. Denn in den 38 Wahlbezirken der Gesamtstadt geht es nicht nur um die Europawahl. Außerdem werden der Gemeinderat, der Kreistag und die Regionalversammlung gewählt. In Gebersheim, Höfingen und Warmbronn außerdem die Ortschaftsräte. Viel Arbeit, nicht nur für die Helfer, sondern auch für die Wähler selbst.

 

Allein für den Gemeinderat hat jeder Leonberger 32 Stimmen, die er auf die einzelnen Kandidaten verteilen kann. Deshalb hat die Stadt die Wahlscheine im Vorfeld in die Haushalte geschickt, wo sie in Ruhe ausgefüllt werden konnten.

Regelrechte Staus im Wahllokal

Tatsächlich kommen die meisten Menschen mit den fertigen Wahlscheinen ins Edith-Stein-Haus. Mit ruhiger Stimme erklärt ihnen Kai Kiekhöfer, welchen Wahlschein sie in welchen Umschlag stecken müssen. Das geschieht natürlich in der Wahlkabine. Genau wie die Stimmabgabe für die Europawahl, die nicht im Vorfeld gemacht werden konnte. Entsprechend dauert es länger als sonst. Die Kabinen sind nicht nur im Edith-Stein-Haus permanent besetzt.

In der Mörike-Schule entstehen sogar regelrechte Staus. Das liegt auch daran, weil manche ihre Wahlbenachrichtigung nicht dabei haben. Dann müssen die Wahlhelfer Namen und Adresse mit dem Wählerverzeichnis abgleichen. Das kann dauern. Und mehr als einmal ist so mancher schlicht ins falsche Wahllokal gegangen.

„Ich mache nur Europawahl“

Der junge Mann, der am Nachmittag bei Elke Reuter, Christa Städele und Kai Kiekhöfer vorbeikommt, hat seine Wahlbenachrichtigung dabei. Doch nicht nur deswegen geht es bei ihm flott. „Ich mache nur Europawahl“, sagt er, als ihn Kai Kiekhöfer nach den Stimmzetteln für die Kommunalwahl fragt. Doch der Verzicht auf das lokale Votum ist die Ausnahme. Die meisten Menschen sind an der Politik vor Ort stark interessiert.

Für Kiekhöfer ist es der zweite Einsatz als Wahlhelfer. Seine Premiere hatte der Leonberger bei der OB- und Bundestagswahl vor anderthalb Jahren. Er hatte sich freiwillig gemeldet: „Ich finde es großartig, so nahe dran zu sein.“ Seine beiden Kolleginnen haben schon viele Einsätze hinter sich. „Das ist Dienst an der Demokratie“, sagt Elke Reuter. Der ist übrigens altersmäßig begrenzt. Wer älter als 69 ist, darf nicht mehr mithelfen.

300 Ehrenamtliche sind im Einsatz

Der „Dienst an der Demokratie“ geht für die 300 Ehrenamtlichen nach 18 Uhr weiter. Die Stimmen werden ausgezählt. Eine Aufgabe, die volle Konzentration erfordert. Die Wahlscheine werden auf einzelne Haufen gestapelt, die Auszählung sicherheitshalber wiederholt. Sobald ein Ergebnis da ist, wird das sofort ins Rathaus gemeldet. Danach werden die Urnen in die Verwaltungszentrale gebracht.

Für die meisten geht es am heutigen Montag um 8.30 Uhr weiter. Dann wird die Gemeinderatswahl ausgezählt. Damit die freiwilligen Helfer Platz haben, wurden Büros umfunktioniert. Auf eines freut sich Kai Kiekhöfer schon jetzt: das Mittagessen, das alle zur Stärkung bekommen.