Ines Dietze rückt für den geschassten Bernd Fickler als Vorsitzende des Vorstands der Kreissparkasse auf. Gegen ihren Vorgänger läuft ein Ermittlungsverfahren wegen eines Anfangsverdachts der Untreue.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Waiblingen - Rund ein halbes Jahr nach der Trennung von Bernd Fickler hat der Verwaltungsrat der Kreissparkasse Waiblingen den Posten des Vorstandsvorsitzenden wieder dauerhaft besetzt. Ines Dietze, die bisher im Vorstand der Bank das Privatkundengeschäft verantwortet hat, rückt an die Spitze auf. Das zuletzt auf vier Personen erweiterte Gremium wird wieder auf drei reduziert.

 

Der Verwaltungsratsvorsitzende und Rems-Murr-Landrat Richard Sigel ist nach eigenem Bekunden zuversichtlich, „mit diesem Trio gut für die Zukunft aufgestellt“ zu sein. Dass die Wahl auf die gebürtige Rügenerin fiel, die den Vorstand der Sparkasse erst vor knapp zwei Jahren erweitert hatte, und nicht auf die seit mehr als 40 Jahren mit der Kreissparkasse verbundenen Vorstandskollegen Lothar Kümmerle oder Ralph Walter, sei folgerichtig: „Frau Dietze kennt einerseits das Haus, hat andererseits aber noch einen unbefangenen Blick von außen.“ Die 50-Jährige ist nun in Baden-Württemberg die erste Frau an der Spitze eines Bankunternehmens. Das indes hat laut dem Landrat bei der Personalentscheidung keine Rolle gespielt.

Sparkassenakademie in Vorstandssuche eingebunden

Die Stelle war nach eingehender Beratung mit der Sparkassenakademie, die in das Auswahlverfahren eingebunden worden war, nicht extern ausgeschrieben worden. Die Experten der Akademie hätten bestätigt, dass man mit der internen Lösung „höchst kompetent aufgestellt“ sei, so fomulierte es Richard Sigel.

Der Landrat hatte Ende Januar überraschend die Trennung von dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Bernd Fickler bekannt gegeben, obwohl dieser in seinen mehr als fünf Jahren als Chef der Sparkasse immer wieder hervorragende Geschäftszahlen hatte vorlegen können. Über die Gründe war mit ihm und im Verwaltungsrat Stillschweigen vereinbart worden.

Doch es sickerte durch, dass Fickler angeblich einen zu großzügigen Umgang mit eigenen Spesen pflegte. Außerdem sollen Personalratsvertreter von dem Vorstandsvorsitzenden hofiert worden sein, offenbar um diese im Gegenzug auf seine Linie zu trimmen. Nachdem der Verwaltungsrat den Sparkassenverband über die Vorkommnisse informiert hatte, schaltete dieser die Bankenaufsicht in Bonn ein. Diese stellte Strafanzeige, und seitdem läuft bei der Stuttgarter Staatsanwaltschaft ein noch nicht abgeschlossenes Ermittlungsverfahren wegen eines Anfangsverdachts der Untreue.

Inhaltlich wollte sich der Landrat auch am Freitag bei der Bekanntgabe der Personalie nicht zu der Angelegenheit äußern. Er bestätigte aber auf Nachfrage, in die Ermittlungen der Bankenaufsicht vollumfänglich eingebunden worden zu sein. Einen nennenswerten finanziellen Schaden habe die Sparkasse durch die „Affäre Fickler“ nicht erlitten, sagte Sigel wiederum auf Nachfrage: „Der Bank geht’s gut, es gibt keine unmittelbaren finanziellen Auswirkungen.“

Landrat sieht keinen Imageschaden

Auch das Image sieht der Verwaltungsratsvorsitzende nicht in Mitleidenschaft gezogen. Man habe mit der Besetzung und der Reduzierung des Vorstands nach zuletzt durchaus „schwierigen Monaten“ ein klares Signal gesetzt – sowohl nach innen als nach außen. Der neue (alte) Vorstand, der sich ganz klar als ein Team sehe, stehe für Werte und Bodenständigkeit, so Sigel. Bernd Ficklers Auflösungsvertrag ist nun, Ende Juni, wirksam. Bis dahin war er bei vollen Bezügen von der Arbeit freigestellt worden.

Ines Dietze sprach angesichts ihrer Wahl am Donnerstagabend von einem „bewegenden Moment“. Die Abstimmung war laut Landrat, mit „überwältigender Mehrheit“ getroffen worden. Bei der Entscheidung für eine Bewerbung sei ihr besonders wichtig gewesen, dass der Vorstand in dem bestehenden Trio weiterarbeiten könne. Während bislang alle für einen Vorstandsvorsitzenden „typischen“ Aufgabenbereiche in einer Hand gelegen hätten, seien einige nun auf drei Köpfe verteilt worden.

Anmerkung der Redaktion: Mittlerweile wurde das Verfahren gegen Bernd Fickler gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt.

Eine der größten Sparkassen

Bank
Die Kreissparkasse Waiblingen zählt mit ihren rund 1400 Mitarbeitern zu den sechs größten ihrer Art im Ländle. Die Bilanzsumme lag zuletzt bei 7,8 Milliarden Euro.

Vorstand
Ines Dietze ist auf der Ostseeinsel Rügen geboren. Sie ist 50 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. Vor ihrer Tätigkeit in Waiblingen war die neue Vorstandschefin Regionalleiterin bei der Braunschweiger Landessparkasse. Neben Dietze gehören dem Vorstandsteam Lothar Kümmerle und Ralph Walter an.