Der Stuttgarter Kabarettist Christoph Sonntag hat als Bruder Barnabas auf dem Kapellberg kräftig ausgeteilt. Er hat den Landespolitikern als Fastenprediger bei Bier und Wein kräftig die Leviten gelesen.

Stuttgart - Er habe nicht mehr länger Lust gehabt, als „Subunternehmer“ für eine bayerische Brauerei zu arbeiten, erklärt Christophorus Sonntag. Also ist er nach fünf Jahren als katholischer Bruder Barnabas zum evangelischen Glauben konvertiert und ist als Prediger von Stuttgart- Mitte ins Remstal gezogen, in die Alte Kelter nach Fellbach. Weil zum 1654 geborenen und 1717 gestorbenen Geistlichen einfach ein imposantes Fachwerkgebäude gehört. Statt bajuwarischem Stark- gab es schwäbisches helles Bockbier oder Schillerwein, statt Weißwürsten servierte die Brunner-Gastronomie (Ratskeller, Paulaner, Brunnerz) Gaisburger Marsch.

 

Er hat der Obrigkeit den marsch geblasen

Die Stoßrichtung der Fastenpredigt aber ist dieselbe geblieben: Christoph Sonntag, Kabarettist und moderner Wiedergänger seines Namensbruders, hat der Obrigkeit im Land am Samstagvormittag den Marsch geblasen. Und weil das SWR-Fernsehen mitgefilmt hat, durfte er die rund 900 Gäste gleich zwei Mal begrüßen. Die Nebelmaschine hatte zuerst die Kameras außer Gefecht gesetzt.

Auch der Papstrücktritt wurde kommentiert

Als frisch gebackener Lutheraner musste Bruder Christophorus natürlich auch den Papstrücktritt kommentieren: Da lese wohl gerade jemand Ratzingers Doktorarbeit quer. „Vielleicht hat er die Jesuszitate nicht sauber gekennzeichnet.“ Auch wenn Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Oberbürgermeister Fritz Kuhn fehlten, saßen in den ersten Reihen doch einige unerschrockene Politiker.

Der Verkehrsminister bekam als erster sein Fett ab

Als erster war Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) dran. Der Amtsinhaber möge sich „nicht so arg für den ruhenden, sondern mehr für den fließenden Verkehr interessieren“, mahnte Sonntag: „Demnächst finden in den Schlaglöchern Stuttgarts die Europameisterschaften im Rückenschwimmen statt.“ Apropos: Den Alt-OB Wolfgang Schuster begrüßte er mit den Worten: „Sie haben beim Rückenschwimmen selten gemerkt, wenn der Beckenrand näher kommt.“

Thomas Strobl und den VFB-Präsidenten abgewatscht

Härter traf es Andreas Stoch (SPD): „Sie bringen ganz viel mit an keinerlei Erfahrung im Bildungssektor.“ Dafür stamme aber die Ständlesband Erpfenbrass aus seinem Wahlkreis, konterte der neue Kultusminister – die Jungs und ihre Wirtshausmusik sind eine echte Entdeckung. Der Prediger hat offenbar nähere Einblicke in die Freizeitgestaltung der Opposition. CDU-Landeschef Thomas Strobl grinste, als ihm unterstellt wurde, er träfe sich mit Parteikollegen zu Sado-Maso-Partys. Auch Gerd Mäuser wurde abgewatscht: „Was macht der VfB-Präsident, wenn seine Mannschaft endlich ein Spiel gewonnen hat? Er schaltet die Playstation aus.“

Künftig heißt es: Kappelberg statt Nockherberg

Das Bockbierfass stach übrigens SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel mit dreieinhalb Schlägen an. Bleibt als Fazit: Die Premiere von „Das jüngste Ger(i)ücht“, das trotz des sperrigen Titels eine feste Tradition werden soll, ist geglückt. Sonntag hat die große Halle mühelos bespielt: Künftig heißt es Kappelberg statt Nockherberg,