Der muslimische Verein hat den Religionswissenschaftler Michael Blume im Juli um Unterstützung gebeten. Damals war der Heimfall noch nicht ausgesprochen. Nächste Woche will die Verwaltungsspitze mit dem Verein klären, wie das Bauprojekt weitergehen soll.

Leinfelden-Echterdingen - Mehr Sachlichkeit in einen hoch emotionalen Disput bringen, das hat sich Oberbürgermeister Roland Klenk in Sachen Moschee in Oberaichen vorgenommen. Dazu könne freilich auch eine Schlichtung zwischen der Stadt und dem Verein für Kultur, Bildung und Integration (VKBI) beitragen. Bereits im Juli sollen die Muslime, wie jetzt zu erfahren war, beim Religionswissenschaftler Michael Blume angerufen haben und ihn um Unterstützung gebeten haben.

 

Der VKBI wollte damals erreichen, dass der Mann, der unter anderem Referatsleiter für nichtchristliche Religionen im Staatsministerium ist, als eine „neutrale Person“ mit zu Gesprächen mit verschiedenen Kommunalpolitikern kommt, wie Kazim Per sagt. Per berät den VKBI in Sachen Moscheebau.

Seine Begründung für den Schritt: Michael Blume kenne die Stadträte auf den Fildern. Er sei Ansprechpartner für die muslimischen Verbände im Land und Berater für die Landesregierung. Der Heimfall war zum Zeitpunkt der Anfrage noch nicht ausgesprochen. Heimfall bedeutet, dass die Stadt das Grundstück in Oberaichen vom VKBI zurückholen kann. Das Brisante an diesem Fall: Der Verein hat das städtische Gelände mittlerweile gekauft.

Michael Blume musste die Bitte zunächst ablehnen, denn: „Das Land kann nicht für einen einzelnen Verein eintreten“, sagt er unserer Zeitung. Zunächst sei die Sache „eine kommunale Angelegenheit“, erklärt er. Und: „Ich gehe davon aus, dass vor Ort die beste Lösung gefunden wird.“ Wenn jedoch alle Stricke reißen, könne man auf ihn zukommen. Dies hat der Religionswissenschaftler zugesagt.

Allerdings nur, wenn auch Stadtverwaltung und Kommunalpolitik eine Vermittlung in dieser Sache wollen. Wenn also alle Seiten sagen, dass eine Schlichtung Sinn ergebe. Dies habe er auch mit Oberbürgermeister Roland Klenk so besprochen. Bürgermeisterin Eva Noller bestätigt, dass Michael Blume sich im Sommer an OB Klenk gewandt hat. Zu welchem Ergebnis die beiden damals gekommen sind, weiß sie nicht. Der OB selbst war nicht zu sprechen.

Eine Vermittlung durch Michael Blume liegt nahe. Er kommt von den Fildern. Er forscht, lehrt und veröffentlicht zu Fragen des christlich-islamischen Dialoges in Deutschland. Und er ist ein erfahrener Schlichter. Blume hat im Frühjahr 2011 gemeinsam mit Stephan Kramer vom Zen-tralrat der Juden dazu beigetragen, die Auseinandersetzungen über den Bau und die Finanzierung der Ulmer Synagoge am historischen Weinhof beizulegen. Damals waren sich der Vorstand und die Repräsentanz der Israelitischen Religionsgemeinschaft zunächst nicht einig geworden. Unter Vermittlung von Stephan Kramer und Michael Blume wurden die strittigen Punkte aus dem Weg geräumt. Der Neubau wurde Ende 2012 eingeweiht.

Zunächst gibt es ein Gespräch

Unabhängig von einer Schlichtung steht fest: Die Stadt will sich mit Vertretern des Vereins treffen, um zu klären, wie es weitergehen soll. Zur Erinnerung: In der Vergangenheit war von einer „Moschee light“ die Rede gewesen. Die Muslime könnten dann ihr Gebetshaus fertig bauen. Das dort geplante Schülerwohnheim würde es nicht geben. Noller hat auch von einem „besonderen Integrationskonzept“ gesprochen, welches der Verein vorlegen müsse. Der Abriss des bisher Gebauten bleibe vorerst ausgesetzt.

„Ich hoffe, dass der Termin nächste Woche klappt“, sagt sie nun. OB Klenk hat dem VKBI einen Brief geschrieben und um ein zeitnahes Treffen gebeten. „Ich hoffe, dass wir ohne Anwälte zu einem Ergebnis kommen“, sagt die Bürgermeisterin. Seitdem der Heimfall Anfang September ausgesprochen wurde, hat es eine solche Zusammenkunft noch nicht gegeben. „Wir wissen noch immer nicht, was die Stadt will, also was nun gebaut und was nicht gebaut werden soll“, hat Kazim Per Anfang der Woche noch unserer Zeitung gesagt.