In der Leonberger Georgiihalle heißt es nach drei Jahren Coronapause wieder so richtig „Manege frei“ für den Zirkus Leo

Gleich geht es los, das Motto ist klar/Reise um die Welt das ist wunderbar./Wir wünschen viel Spaß, denn wir sind bereit,/der Zirkus fängt an, es ist an der Zeit.“ Mit diesem Lied auf die Melodie von „We will rock you“ ist die diesjährige Vorstellung des Zirkus Leo für Eltern, Geschwister, Verwandte und Bekannte in der Leonberger Georgiihalle gestartet. Darauf haben 33 Mädchen und Jungen gefiebert, sich drei Tage lang vorbereitet und geprobt – und wurden nun mit viel Applaus und Bravo-Rufen belohnt.

 

Veranstaltet vom Waldhaus, der Stadt, der Lebenshilfe, der Schulsozialhilfe – finanziell gefördert von der Hilfsaktion „Lichtblicke“ unserer Zeitung – bietet das Projekt seit 2007 Kindern die Gelegenheit, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen, ihre Stärken zu erkennen und einzusetzen. „Der Gedanke dahinter ist, nicht nur Kinder einzubeziehen, die Hilfe und Unterstützung benötigen, sondern Kinder mit unterschiedlichsten sozialen Umfeldern, und so sind auch Kinder aus allen Schulen eingeladen, die in den Osterferien etwas unternehmen wollen“, sagt Marion Hackl. Die Mitarbeiterin des Kinder- und Jugendhilfezentrums (Kidz) beim Waldhaus ist in diesem Jahr die Koordinatorin des Gemeinschaftsprojektes. Das Kidz bietet als tagesflexibles Gruppenangebot Kindern, die in belasteten Situationen leben und zwischen sechs und 14 Jahre alt sind, einen zweiten Lebensort mit einer individuellen Förderung für ihre Entwicklung.

Alle dürfen mitmachen

„Die 16 Mädchen und Jungs, die bei uns begleitet werden, sollen beim Zirkus Leo mit Gleichaltrigen zusammentreffen, deren Lebenssituation eher unproblematisch ist, und auch mit Kindern mit einer Behinderung“, sagt Marion Hackl. Alle hätten die Gelegenheit, ihre Stärken zu erkennen, zu finden und sie einzusetzen. „Es ist immer wieder begeisternd zu sehen, wie gemeinsam aus anfänglichem Chaos etwas Schönes entsteht“, sagt Marion Hackl. Denn das Organisations-Team gibt nur den Rahmen vor, den die Kinder dann mit eignen Ideen und Vorstellungen füllen. Begleitet werden die „Zirkusleute“ von sieben sozialpädagogischen hauptamtlichen und bis zu sechs ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuer, die über die Jahre aus früheren Zirkus-Teilnehmenden herangewachsen sind. „Allerdings ist nach den drei Jahren Corona-Unterbrechung die Zahl der Teilnehmenden zurückgegangen und es sind dadurch auch weniger Jugendliche herangewachsen, die vom Zirkus Leo angetan sind und die uns dann ehrenamtlich mithelfen – aber das pendelt sich wieder ein“, ist die Koordinatorin zuversichtlich.

Verschiedene Kulturen und Länder

Es ist fast wie im richtigen Zirkus. Vieles liegt in Familienhänden, erfahrene Artisten kümmern sich um die Neulinge und bringen ihnen Kunststücke bei. Es wird gemeinsam die Show besprochen, es wird zusammen gegessen, es wird viel gelacht und alle haben großen Spaß. Um dem Motto „Wir besuchen verschiedene Kulturen und Länder“ haben sich dieses Jahr fünf Gruppen gebildet und ein Moderatoren-Team. Geprobt wird in den Räumen der Georgiihalle und im Kidz in der Distelfeldstraße.

Da gibt es Tänzer, Zauberer, wilde Tiere, Akrobaten und Einradfahrer. Und so kommen die wilden Tiere aus der Antarktis, die Akrobaten bauen in Ägypten Pyramiden und die Bollywood-Tänzerinnen stammen natürlich aus Indien. Die verschiedenen Auftritte verbinden die Einrad-Fahrerinnen mit ihren Kunststücken und die Zauberer mit ihren Tricks. Die haben ganz professionelle Begleitung in „Frascatelli“ (Hermes Kauter). Den kennen manchen noch von der Zaubermühle Merkligen, wo 2018 der letzte Vorhang gefallen ist.

Doch weil so viel Üben und Proben auch hungrig macht, gibt es auch ein gemeinsames Mittagessen im benachbarten Jugendcafé Siesta in der Distelfeldstraße, für des Leiterin Katrin Rykala und zwei Jugendliche zuständig sind, die zu den regelmäßigen Besucherinnen des Cafés gehören. Damit auch Schmackhaftes auf die Tische kommt, haben Kidz-Hauswirtschafterin Mariska Siegl und Hildegard Henzler gesorgt. Letztere ist eine treue ehrenamtliche Begleiterin des Zirkus Leo von der ersten Stunde an. „Man kann nicht genug Nützliches für andere tun“, sagt sie.

„Die werden staunen, was wir alles können“, sagt ein Fünftklässler vor dem Auftritt. Und so war es auch: Die Moderatoren führten gekonnt durch das Programm, die Akrobaten-Pyramiden haben gehalten, die wilden Tiere zeigten sich sehr gelehrig, die Einrad-Fahrerinnen konnten die Balance bewahren, während die Tänzerinnen graziöse Rhythmen vom indischen Subkontinent darboten und die Zauberer dem zahlreich erschienen Publikum das eine oder andere „Oh“ entlockten. Und das zeigte begeistert und lautstark seine Bewunderung.