Das siebte Gebot besagt eindeutig: Du sollst nicht stehlen. Doch Frevler achteten nicht darauf – und nahmen eine Kapelle der katholischen Kirchengemeinde in Stuttgart-Hofen ins Visier. Ließ der Herr sie gewähren?

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Und es begab sich zu der Zeit, da eilten dunkle Gestalten an Pfingstmontag an den Ortsrand von Hofen, um als Frevler gegen das siebte Gebot zu verstoßen. Du sollst nicht stehlen, so sagte schon Mose im 3. Buch, Kapitel 19, Vers 11: Ihr sollt nicht stehlen noch lügen noch fälschlich handeln einer mit dem anderen.

 

Und doch suchten sich die finsteren Männer am späten Abend des Pfingstmontag die St.-Antonius-Kapelle am Oeffinger Weg aus, eine Einrichtung der St.-Barbara-Gemeinde von Stuttgart-Hofen, friedlich in einem Gartengebiet am Ufer des Neckar gelegen. Die Habgierigen stellten eine Leiter an das Mauerwerk und begannen auf dem Dach mit ihrem Werk.

Die Täter hinterließen Spuren

Doch der Herr ließ das nicht so einfach geschehen. Er gab einem Spaziergänger im Gartengebiet ein Zeichen, und der hörte von der Ferne Geräusche von der Kapelle. Es war, als risse jemand Blech von seinem Befestigungen. Der Mann, 61 Jahre zählend, erinnerte sich an den Brief des Paulus an die Korinther, wo es in Kapitel 5, Vers 11 heißt: Ihr sollt nicht mit einem zu schaffen haben, der sich lässt einen Bruder nennen und ist ein Unzüchtiger. So alarmierte er eine halbe Stunde vor Mitternacht die Polizei.

„Als die Beamten am Tatort eintrafen, waren die Unbekannten verschwunden“, sagt Polizeisprecher Stephan Widmann. Eine Aluminium-Bockleiter lehnte noch am Gebäude, von den Tätern auf der Flucht in ein Waldgebiet in der Eile zurückgelassen. Womöglich fürchteten sie den Bann des Mose, der in Kapitel 22, Vers 1 sagt: Wenn ein Dieb ergriffen wird, dass er einbricht, und wird dabei geschlagen, dass er stirbt, so soll man kein Blutgericht über jenen lassen gehen. So ließen sie das Kupferblech im Gras zurück. Zwar hinterließen die Täter 10 000 Euro Schaden. Doch die etwa 150 Kilogramm Kupfer, protokollierte die Polizei, blieben der Kirchengemeinde erhalten.

Vielleicht hatten die Täter ja nicht bedacht, dass der Weg von Oeffingen nach Hofen wegen seiner Steilheit nicht umsonst im Volksmund der Schinderbuckel genannt wird. Vielleicht hat sich aber auch nur bewahrheitet, was wir in den Sprüchen Kapitel 10, Vers 28 von Salomo erfahren: Das Warten der Gerechten wird Freude werden; aber der Gottlosen Hoffnung wird verloren sein.

Das Geheimnis der St.-Antonius-Kapelle

Der Bau: Die Kapelle ist 1979 von einem Hofener Privatmann gestiftet worden. Die Kapelle steht auf der Markungsgrenze zwischen Hofen und Oeffingen, auf der Antoniuswiese mit Blick ins Tal. Ein Bau mit Kupferdach und Glocke, gegossen in Bad Friedrichshall, mit As-Dur-Geläut.

Das Versprechen: Anton Strasser, der Stifter der Kapelle, hatte Ende der 70er Jahre eine schwere Erkrankung erlitten. Der Hofener Bürger betete zum Heiligen Antonius, seinem Namenspatron, dass er seine Frau Rotrudis nicht zurücklassen muss – mit einem halbfertigen Haus, das er gerade in Hofen baute. „Wenn ich mit dem Leben davon komme“, versprach Strasser dem Antonius, „mache ich dir ein Geschenk.“ Der Schwerkranke wurde erhört.

Die Stiftung: Im Frühjahr 1979 setzte Strasser sein Versprechen um, steckte 40 000 Mark in eine Stiftung für die Kapelle. Sie ehrt den Heiligen Antonius, den Franziskanermönch, der am 13. Juni 1231 mit 36 Jahren starb und ein Jahr später heilig gesprochen wurde.

Die Hinweise: Zu den verhinderten Kupferdieben sucht die Polizei noch Zeugen, die sich über Telefon 07 11 / 89 90 - 37 00 melden können.