Kupfer, Lithium, Kobalt und Seltene Erden: Der Bergbau in Afrika boomt – und gefährdet einer Studie zufolge mehr als ein Drittel der Menschenaffen auf dem Kontinent.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Mehr als ein Drittel der Menschenaffen-Population in Afrika wird laut einer Studie durch Bergbau gefährdet. Die Bedrohung dieser 180 000 Schimpansen, Bonobos und Gorillas werde bislang unterschätzt, schreiben Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) im Fachjournal „Science Advances“.

 

Saubere Energie bringt Umweltschäden mit sich

Berggorillas: Laut der Weltnaturschutzunion IUCN gibt es in Afrika noch rund 1000 Berggorillas und 90 000 Flachlandgorillas. Foto: dpa

Die steigende Nachfrage nach wichtigen Mineralien wie Kupfer, Lithium, Kobalt und Seltenen Erden, die für den groß angelegten Umstieg auf saubere Energien benötigt würden, ließen den Bergbau in Afrika boomen, heißt es.

Dies führe unter anderem zur Abholzung von tropischem Regenwald. Hinzu kämen weitere direkte und indirekte Auswirkungen, wie der Bau von Straßen, die Ansiedlung von Menschen in bislang nicht bewohnten Gebieten, Jagd und die mögliche Übertragung von Krankheiten.

Menschenaffen-Populationen direkt betroffen

Schimpansen: Auch Schimpansen sind gefährdet. Nach Schätzungen des WWF beläuft sich die Zahl der Schimpansen in Afrika auf 400 000 bis 500 000. Foto: dpa

Das Forschungsteam unter Leitung von Wissenschaftlern des iDiv Halle-Jena-Leipzig nutzte für die Studie Daten zu Abbaustätten in 17 afrikanischen Ländern, die entweder bereits in Betrieb genommen worden oder derzeit erschlossen werden. Dabei glich es die Orte dieser Bergbaustätten mit den Lebensräumen von Menschenaffen-Populationen ab, wobei sie davon ausgingen, dass Tiere in einem Umkreis von zehn Kilometern direkt betroffen seien, in einem Umkreis von 50 Kilometern indirekt.

Die stärksten Überlappungen fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den westafrikanischen Ländern Liberia, Sierra Leone, Mali und Guinea. Besonders stark überlappe sich der Lebensraum von Schimpansen und Bergbau in Guinea. Dort könnten der Untersuchung zufolge mehr als 23 000 Schimpansen oder bis zu 83 Prozent der Affenpopulation direkt oder indirekt von Bergbauaktivitäten betroffen sein.

Artenvielfalt nicht gefährden

Orang-Utans: Gesamtbestand laut WWF rund 54 000 Tiere. Foto: dpa

„Die Abkehr von fossilen Brennstoffen ist für das Klima richtig und wichtig“, sagt Ko-Autorin von der Umweltorganisation Re:wild. Sie müsse aber in einer Art und Weise erfolgen, welche die Artenvielfalt nicht aufs Spiel setze.

„Unternehmen, Kreditgeber und Staaten müssen anerkennen, dass es manchmal für die Eindämmung des Klimawandels und die Vermeidung zukünftiger Epidemien von größerem Nutzen sein kann, einige Gebiete unangetastet zu lassen.“