Manfred Luczinski hat bei einem Literaturwettbewerb des Fischer Verlags den ersten Preis gewonnen. Für den 58-Jährigen sind aber andere Dinge wichtiger als die Auszeichnung.

Rems-Murr: Simone Käser (sk)

Er hat immer mal wieder einen Gedichtband veröffentlicht, und wo immer etwas mit Literatur stattfand, war Manfred Luczinski anzutreffen. „Deshalb war uns auch schon länger bekannt, dass er schreiberisch aktiv ist. Er hat bei unseren Veranstaltungen aktiv mitgemacht und ist aufgetreten“, sagt Steffen Wilhelm von der Diakonie Stetten.

 

Eher spaßeshalber hat Manfred Luczinski beim Wettbewerb mitgemacht

Doch mit dem jüngsten Erfolg hätte wohl weder der Pressesprecher der Einrichtung gerechnet, noch Manfred Luczinski selbst. Im Januar hatte er eher spaßeshalber eines seiner Gedichte mit dem Titel „Welkes Blatt“ online beim Literaturwettbewerb des Fischer Verlags in Frankfurt eingereicht. Und danach eigentlich gar nicht mehr dran gedacht. Bis vor etwa vier Wochen ein Brief aus Frankfurt im Briefkasten lag. Darin: Ein Glückwunsch-Schreiben und ein Buchpreis über 250 Euro – Manfred Luczinski hatte tatsächlich den ersten Platz in der Kategorie Lyrik belegt. „Das hat mich schon sehr überrascht und gefreut“, sagt der 58-Jährige. Denn sein Gedicht wird nun, zusammen mit dem Zweit- und Drittplatzierten sowie den drei besten Erzählungen in einer Anthologie des Verlags veröffentlicht, die zur Frankfurter Buchmesse im Oktober erscheint.

„Wenn man so eine Bestätigung bekommt, dann tut das natürlich schon gut“, sagt er. Im Vordergrund steht für den Mitarbeiter der Remstal Werkstätten jedoch nicht der Stolz über den ersten Preis, sondern Dankbarkeit. Vor allem „den Leuten gegenüber, die mir und anderen zur Seite stehen und mich unterstützen“. Das Ganze zeige, dass man durch Unterstützung wieder Sicherheit im Leben gewinnen könne. „Das kann zu besonderen Fähigkeiten animieren“, sagt Luczinski. Als psychisch Kranker, der nun einen ersten Preis mit einem Gedicht erzielt, sieht sich der 58-Jährige als Mutmacher. „Aber in den Vordergrund drängen, will ich mich nicht, ich bin nämlich keine Rampensau, wie man so schön sagt.“

Hauptsächlich ist der Mitarbeiter in den Remstal-Werkstätten dankbar

Der 58-Jährige, der in Beutelsbach wohnt und einen gut strukturierten Alltag hat, versteckt sich nicht zu Hause, sondern sitzt an Sommertagen lieber in der Eisdiele. Vor zehn Jahren, als er mit dem Gedichte schreiben begonnen hat, war das noch anders. „Ich musste mich freischreiben.“ Um Gefühle und Stimmungen auszudrücken, habe er wie am Fließband geschrieben, über alle möglichen Themen. Über Gefühle, über tiefgründige, aber auch sozialkritische Themen. Inzwischen hat zudem das Hobby Malen mehr Raum eingenommen. So geht Luczinski jetzt, fünf Jahre, nachdem er mit dem Malen begonnen hat, jeden Mittwoch mit Begeisterung in die Kreative Werkstatt der Diakonie Stetten in Waiblingen, um in der Gemeinschaft mit anderen zu malen. Gefühle und Stimmungen also weiter zu Papier zu bringen – aber dort nun in Farbe und auf Bildern. „Es ist richtig toll hier, wir haben eine gute Atmosphäre in der Gruppe“, sagt Luczinski.