Die schwer erkrankte Petra Binder will zurück zu Dui do on de Sell. Doch zum Ende des Jahres löst das Schwaben-Duo die gemeinsame Firma, eine GbR, auf. Ist das ein Abschied für immer? Wir sprachen darüber mit Doris Reichenauer, die nun alleine auftritt.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Dui do isch nu alloi. Die schwäbischen Fans des Duos, das seit 22 Jahren gemeinsam auftritt, sind in Sorge. Den Nichtschwaben sei gesagt, was das übersetzt heißt: „Die da“ ist nun allein. „Die da“ heißt Doris Reichenauer, die alleine touren muss, weil de Sell, also „die andere“, nämlich Petra Binder, schwer erkrankt ist.

 

Im Gespräch mit unserer Redaktion hat Petra Binder kürzlich erklärt, ihr sehnlichster Wunsch sei es, im Duo Dui do on de Sell wieder auftreten zu können. Nach einem Reha-Aufenthalt sei sie auf dem Weg zur Besserung. Würde die Rückkehr klappen, sagt ihre Partnerin Doris Reichenauer, würde sie sich sehr darüber freuen. Doch angesichts der wiederholten Erkrankung der schwarzhaarigen Kollegin fürchtet die blonde Comedy-Frau, dass nichts daraus wird. „In unserem Job müssen wir Vollgas geben“, sagt Reichenauer, „Halbgas funktioniert leider nicht.“

Petra Binder (links) kann vorerst nicht mit Doris Reichenauer auftreten /privat

Woran Petra Binder leidet, soll nicht an die Öffentlichkeit. Doris Reichenauer kennt die Krankheit der Kollegin, hat mit ihr schon oft gelitten und zweifelt daher daran, dass es ein Comeback auf einer sehr anstrengenden Bühnentour geben wird. Bei der Fernsehsendung „Die Wohnzimmer-Konferenz“ sei ein gemeinsamer Auftritt dagegen eher möglich.

„Petra kann man nicht ersetzen“

„Ich weiß, dass Petra der Abschied schwer fällt“, sagt Doris Reichenauer, „ich schone und unterstütze sie, aber meine Realität sieht anders aus.“ Ersetzen will sie die erkrankte Kollegin nicht durch eine neue Dialogpartnerin: „Petra kann man nicht ersetzen.“ Also geht Reichenauer nun als Solokünstlerin auf Tour, wie sie dies bei Binders früheren Erkrankungen bereits getan hat. Gerade bereitet sie ihr Soloprogramm „Jetzt hat’s gschnacklt“ vor, das im April Premiere in der Sparda-Bank in Stuttgart feiert.

„Allein bin ich noch derber, rabiater, frecher“

Eigentlich war für diese Zeit die Jubiläumstour zum 20. Geburtstag von Dui do on de Sell (mit zweijähriger Corona-Unterbrechung sind es nun 22 Jahre) geplant mit Gaststars wie Bernd Kohlhepp. Jetzt tourt Doris Reichenauer mit den Gaststars allein. Fürs Soloprogramm hat sie viele neue Nummern geschrieben, die ohne den gewohnten Dialog „auch sehr gut funktionieren“, wie die Comedy-Frau sagt. Die Resonanz des Publikums sei jedenfalls gut. Allein sei sie „noch ein bisschen derber, rabiater, frecher“. Sie verrate noch mehr aus ihrem Privatleben – ihr Mann und ihr Sohn müssten noch mehr einstecken.

Vor Frauen, die altern, muss man sich in Acht nehmen! Von Schönheitsoperationen hält Doris Reichenauer gar nichts. Besser als Botoxspritzen sei das Selbstbewusstsein der Ü-60-Generation, das „mit Raffinesse“ ausgleicht, was die schwindende Jugend anrichtet. Darüber lachen dann die Jungen wie die Alten. „Die Freunde meines Sohnes sagen schon Kevin zu ihm“, berichtet sie, „obwohl Kevin nur sein Bühnenname ist.“

Die Gesellschaft des bürgerlichen Rechts wird aufgelöst

Noch immer sind quer durchs Land Plakate von beiden als Duo geklebt. Dies soll sich nun ändern. „Wir waren beim Steuerberater und lösen zum Ende des Jahres unsere GbR (Gesellschaft des bürgerlichen Rechts) auf“, berichtet Reichenauer. Die Firma Dui do on de Sell ist dann Vergangenheit. „Ich brauche Planungssicherheit“, versichert sie, „und auch die Veranstalter müssen wissen, ob ein Duo kommt oder eine Solokünstlerin.“

Ihre Termine stehen bis ins Jahr 2025. Sollte es Petra Binder irgendwann besser gehen, werde sie sich freuen, „wenn sie mich auf der Bühne besucht und bei mir als Gast auftritt“. Doch man müsse sie auch vor einem Rückfall der Erkrankung bewahren und zu ihrem Wohl Vorkehrungen treffen, dass sie sich nicht zuviel zumutet.

Der Hannes tritt ohne den Bürgermeister nicht alleine auf

Ein anderes Duo aus dem Schwabenland ist bereits Vergangenheit. Hannes und der Bürgermeister hatten ihre Abschiedstournee für dieses Jahr bekannt gegeben. Nach dem Tod von Karlheinz Hartmann war schon viel früher Schluss. Hannes tritt nicht alleine ohne den Bürgermeister auf. „Der Vergleich ist schwierig“, sagt Doris Reichenbauer, „Petra ist nicht gestorben, Albin Braig ist auch etwas älter – ich brauch’ noch ein bisschen zur Rente.“ Ihre vielen Fans wollen sie noch lange nicht gehen lassen.