Die Festnahmen kurdischer Politiker in der Türkei mobilisieren die in Deutschland lebenden Kurden. In Stuttgart gingen mehr Menschen auf die Straße als erwartet. Die Polizei erhöht die Sicherheitsvorkehrungen.

Stuttgart - Die jüngsten Entwicklungen in der Türkei lösen im Südwesten eine erhöhte Wachsamkeit der Sicherheitsbehörden aus. Die Polizei verstärkte den Schutz türkischer Einrichtungen. Am Samstag gingen rund 2000 Menschen - überwiegend Kurden - in der Stuttgarter Innenstadt auf die Straße. Das waren deutlich mehr als erwartet. Sie protestierten gegen die Politik des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und gegen die Verhaftung führender kurdischer Oppositionspolitiker in der Türkei.

 

Es kam zu kleineren Rangeleien zwischen Demonstranten und der Polizei, mehrere Beamte setzten Schlagstöcke ein. Fünf Polizisten seien leicht verletzt worden, zwei Demonstranten seien vorläufig in Gewahrsam gekommen, berichtete die Polizei. Auch in Karlsruhe demonstrierten rund 300 Menschen.

Das Innenministerium in Stuttgart teilte am Sonntag mit, Sicherheitsmaßnahmen am türkischen Generalkonsulat seien verschärft worden und die Dienststellen im Land für einen verstärkten Objektschutz sensibilisiert. Es werde nicht akzeptiert, dass „innertürkische Konflikte auf unseren Straßen ausgetragen werden“, sagte Innenminister Thomas Strobl (CDU) der Deutschen Presse-Agentur. Sein Ministerium hält auch gewaltsame Aktionen für denkbar. Konkrete Erkenntnisse liegen dazu aber nicht vor, wie es hieß.

Verhaftungswelle löste international massive Kritik aus

Die türkische Gemeinde in Deutschland warnte vor offenen Konflikten zwischen den in Deutschland lebenden türkischstämmigen Bürgern. „Es droht ein innertürkischer Konflikt. Erdogan versucht mit aller Gewalt, die Situation in der Türkei zu eskalieren, was verschärfte Auswirkungen auch auf das Leben in Deutschland haben wird“, sagte Gökay Sofuoglu, Vorsitzender der Türkischen Gemeinde Deutschland, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstag).

Nach Angaben des Innenministeriums kamen im Oktober 52 Flüchtlinge aus der Türkei nach Baden-Württemberg. Die Gesamtzahl aller angekommenen Flüchtlinge lag bei 1474.

Staatspräsident Erdogan geht im Ausnahmezustand nach dem Putschversuch von Mitte Juli mit harter Hand gegen Kritiker vor. Die jüngste Verhaftungswelle löste international massive Kritik und Besorgnis aus.