Nahrungsmittelpreise An der Schmerzgrenze der Verbraucher
Der Handel senkt die Preise bei viel beachteten Produkten – eine sichere Umkehr der Teuerung bei den Nahrungsmitteln ist das noch nicht, meint Matthias Schiermeyer.
Der Handel senkt die Preise bei viel beachteten Produkten – eine sichere Umkehr der Teuerung bei den Nahrungsmitteln ist das noch nicht, meint Matthias Schiermeyer.
Das Signal ist ja hochwillkommen: Einige Handelsketten haben gerade angekündigt, ihre Preise für Kaffee zu drücken – dauerhaft um bis zu 20 Prozent. Zuletzt gab es ähnliche Ansagen seitens einiger Discounter schon für Butter, Milch und ein paar Hygieneprodukte. Ist das schon die Preiswende bei Lebensmitteln? Wird die Teuerung zumindest auf diesem Feld gebremst? Schön wär’s, doch da ist allenfalls ein Abflachen zu erwarten. Das Niveau wird weiter hoch bleiben.
Kaffee gehört wie Butter und Milch zu den Produkten, an denen sich die derzeit sehr preissensiblen Verbraucher vornehmlich orientieren. Doch konzentrieren sich die Reduzierungen bisher nur auf wenige Produkte und kommen unter speziellen Bedingungen zustanden – etwa weil der Kaffeepreis auf dem Weltmarkt fällt oder weil der deutsche Milchmarkt in Bewegung gekommen ist.
Sodann muss daran erinnert werden, dass die Nahrungsmittel im Vorjahr quer durch alle Produktgruppen um durchschnittlich gut 20 Prozent geklettert sind, was erheblich zur Inflationsrate von aktuell 8,7 Prozent beigetragen hat. Eingesetzt hatte die Teuerungswelle im Übrigen deutlich vor Kriegsbeginn in der Ukraine. Viele Faktoren sind dafür verantwortlich – höhere Erzeugerpreise, aber auch versteckte Preisanhebungen, die teils ziemlich dreist vorgenommen wurden. Derlei Mitnahmeeffekte durch Handel und Hersteller haben hoffentlich ein Ende.
Misstrauisch macht die Einmütigkeit, mit der die Handelsketten erneut die Preissenkung verkünden. Selbstverständlich werden Bewegungen der Konkurrenz genau beobachtet, um rasch darauf zu reagieren. Doch kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es hier ein Einvernehmen gab, die Schmerzgrenzen des Marktes auszutesten. Wenn nun die Signale des Handels bei Kaffee, Butter, Milch & Co. nicht täuschen, dann ist diese Grenze jetzt womöglich erreicht.